27.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Rätselraten um »Blitzeis« bei 15 Grad

Unbekannte Substanz legt sich flächendeckend auf Straßen - Labor ratlos


Von Wolfgang Wotke
Rietberg (WB). »Blitzeis« gestern Morgen in Rietberg bei 15 Grad Celsius: Autos und Radler kamen auf spiegelglatten Straßen ins Rutschen, Fußgänger mussten sich gegenseitig stützen. Die Gehwege waren wie vereist. Was war da los? Ordnungsamtsleiter Wilfried Dörhoff (42): »Wir stehen noch vor einem Rätsel. Unser Labor analysiert erste Proben.«
Gegen 8.20 Uhr hatte sich plötzlich eine noch unbekannte Substanz wie ein dünner Film auf Straßen in Rietberg, Neuenkirchen und Westerwiehe gelegt. Passanten riefen die Polizei. Rietbergs Feuerwehr und das Ordnungsamt waren umgehend zur Stelle. »Zuerst dachten wir, dass es sich um Hydraulik-Öl oder Benzin handelt, doch die Substanz war farb-, geruchs- und geschmacklos. Mit einem herkömmlichen Ölbindemittel war da nichts zu machen. Vielleicht haben sich Fette aus der Teerdecke gelöst?«, rätselte Wilfried Dörhoff. Doch als es anfing zu Regnen, verschwand die Glätte wie durch Zauberhand. »Anscheinend reagiert der unbekannte Wirkstoff auf Wasser«, sagte Dörhoff.
Mitarbeiter des Bauhofes hatten Warnschilder an allen gefährdeten Straßenrändern aufgestellt mit dem Schriftzug »Ölspur«. Dörhoff: »Andere Schilder haben wir leider nicht.«
Um die genaue Ursache für das geheimnisvolle Phänomen heraus zu finden, beauftragte die Stadt Rietberg sofort die ortsansässige Firma Alcum GmbH, ein analytisches Labor für chemische und mikrobiologische Untersuchungen.
Der Diplom-Biologe und Chemiker Norbert Latus (50) nahm mehrere Proben vom Asphalt. Nach einer Untersuchung im chemischen Labor gab es ein erstes Zwischenergebnis: »Alle denkbaren Schadstoffe wie Öl und Benzin sind auszuschließen.« Am frühen Nachmittag wurde eine Straßenstrecke von der Rietberger Feuerwehr abermals unter Wasser gesetzt, um eine erneute Rutschgefahr zu überprüfen. Der Test verlief negativ. »Wir haben sogar beim Flughafen in Paderborn angefragt, ob ein Flugzeug Kerosin abgelassen hat. Das wurde verneint«, berichtet Dörhoff. Jetzt sei das Rietberger Labor gefordert.
Bis auf einen kleinen Auffahrunfall wurden der Polizei übrigens keine weiteren Schäden gemeldet. Eine Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung bestand offenbar nicht. Winfried Dörhoff: »Uns ist zumindest nichts Gegenteiliges bekannt.«

Artikel vom 27.04.2006