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Forscher entdecken Trinker-Gen


Bonn (dpa). Abhängigkeit vom Alkohol kann nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern auch an den Genen liegen und sogar vererbt werden. Menschen mit bestimmten Erbgutveränderungen tränken mehr und häufiger, berichteten Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes in Bonn. Sie entschlüsselten zwei Gen-Varianten, durch die Trinkgewohnheiten beeinflusst werden. Betroffene betränken sich im Schnitt doppelt so häufig wie andere Menschen und tränken bei jedem Anlass auch wesentlich mehr.
Beide Gen-Varianten sind nach Angaben der Forscher in der Bevölkerung weit verbreitet. Etwa jeder Fünfte beziehungsweise jeder Zehnte weise eine dieser beiden Veränderungen auf. Die Forscher hatten 600 Alkoholiker untersucht.
Neben diesen beiden Gen-Varianten gebe es noch viele weitere Erbfaktoren, die - zusammen mit äußeren Umständen - das Trinkverhalten beeinflussten. Alkoholsucht werde zu 50 bis 60 Prozent vererbt. Das zeigten Untersuchungen an Kindern, deren leibliche Eltern Alkoholiker waren, die aber in Pflegefamilien ohne Alkoholmissbrauch aufgewachsen sind. »Das Risiko, dass diese Kinder Alkoholiker werden, ist drei bis vier Mal erhöht«, sagte Prof. Gunter Schumann, der am King's College London und am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim tätig ist.

Artikel vom 27.04.2006