29.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vorschrift verhindert
Einstieg in neuen Job

Arbeitplus verweigert Spediteur Lohnkostenzuschuss

Von Gerhard Hülsegge
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld/Steinhagen (WB). Arbeitsagenturen sind dazu da, Arbeitslose wieder in Lohn und Brot zu verhelfen. Das dachte auch Peter Nauke (40), Unternehmer aus Steinhagen. Bis er auf »Arbeitplus« in Bielefeld traf.

Die Tochtergesellschaft der Stadt und der Agentur für Arbeit in der Leineweberstadt hat dem Spediteur aus der Nachbargemeinde den »Eingliederungszuschuss für Arbeitnehmer mit Vermittlungshemmnissen« verweigert. Begründung: Jan Horstkotte (29), die Person, um die es geht, habe bereits beim Spediteur als Aushilfe gearbeitet!
Dafür wird er jetzt bestraft, muss mit seiner Entlassung rechnen. Denn sein Arbeitgeber hat den 20-prozentigen Lohnkostenzuschuss durch die Agentur für Arbeit bereits einkalkuliert. Für sechs Monate stünden ihm bei einem Gehalt von 1200 Euro 200 bis 300 Euro monatlich zu. Peter Nauke zum WESTFALEN-BLATT: »Ich glaube, die Bielefelder Agentur hat keine Spur eines Interesses daran, dass der Mann in Arbeit bleibt.«
Dass es auch anders geht, diese Erfahrung hat der Jungunternehmer in Bad Oeynhausen gemacht. Die Arbeitsagentur dort bewilligte den Zuschuss zur Einstellung eines 23-jährigen Langzeitarbeitslosen ohne Probleme. Das Geld kommt jeden Monat pünktlich. Nauke hatte beiden Stellen im Januar diesen Jahres neu besetzen wollen, beschäftigt zurzeit insgesamt neun Mitarbeiter.
Dabei war der Steinhagener vor zwei Jahren selbst noch arbeitslos. Mit Ehefrau Katrin (28) als Inhaberin des Fuhrgeschäfts, machte er sich deshalb 2004 selbstständig. Fährt seitdem Zeitungen, Pakete, Kraftfahrzeugteile, Stückgut im Nahverkehr und Gewichte für das Eichamt von A nach B. Ohne Kredite schafften es beide, den Fuhrpark an der Wiener Straße in Bielefeld auf acht Fahrzeuge (zwei Lkw und sechs Bullis) aufzustocken. Tag und Nacht wird das Geld verdient. »Und das ist nicht einfach, denn die Konkurrenz ist groß«, sagt Nauke. Für den Unternehmer zählt jeder Euro und jeder Cent.
Dass er für seine Aushilfskraft, die er einstellen wollte, einen unbefristeten Arbeitsvertrag bei der Bielefelder Arbeitsagentur hatte vorlegen müssen, ließ er sich noch gefallen. Auch das Doppelte an »Papierkrieg«, wie er sagt. Sprachlos war er hingegen, als man ihm, auf die Feststellung, ohne die in die Betriebskosten einkalkulierten Zuschüsse könne er niemanden einstellen, antwortete: »Das müssen sie wissen.«
Arbeitplus-Sprecher Manfred Neumann bestätigte gegenüber dem WESTFALEN-BLATT, dass die Sache »unglücklich gelaufen« sei. Im vorliegenden Fall habe man sich aber korrekt an die Richtlinien der Bundesagentur für Arbeit gehalten, die besage, dass Lohnzuschüsse nur gezahlt würden, um zu prüfen, ob der Arbeitnehmer für den Job geeignet sei. Nauke und Horstkotte hätten sich dagegen ja »schon gekannt«.

Artikel vom 29.04.2006