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Anruf beseitigt
die quälende
Ungewissheit

Ehepaar Walter in Sorge um Sohn

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Foto)
Brackwede (WB). Erleichterung beim Brackweder Rentner Edgar Walter (69) und seiner Frau Monika (66): Nach bangem Warten meldete sich deren Sohn Andreas (40) aus Ägypten. Dort verbringt der Programmierer bei der AVA in Sennestadt zur Zeit mit seinem Freund Markus Others (37), KFZ-Meister beim Sennestädter Autohaus Schröder, einen einwöchigen Tauchurlaub in der Ferienstadt Hurghada.

Die bei Touristen bekannte Siedlung auf dem Festland liegt etwa 200 Kilometer entfernt vom beliebten ägyptischen Badeort Dahab auf dem Sinai, in dem eine blutige Anschlagserie Tote und Verletzte forderte.
»Normalerweise meldet er sich immer aus seinem Urlaubsdomizil. Seit knapp einer Woche haben wir aber nichts von unserem Sohn gehört, wir waren in größter Sorge. Es hätte ja sein können, dass die beiden zufällig nach Dahab gefahren waren. Denn die wollten nicht nur tauchen, sondern auch etwas von Land und Leuten sehen.« Um so größer die Freude, als sich am Dienstagabend Karnevalsfreund Edwin Stolper per Telefon aus Hurghada meldete und Entwarnung gab.
Zufällig hatten sich Stolper und Walter in Hurghada getroffen. Die beiden wussten nicht, dass sie zur gleichen Zeit in Ägypten Urlaub machten. Und das Ehepaar Walter in Brackwede ahnte zunächst auch nicht, dass der Anruf aus dem fernen Pharaonenland kam. »Wir hatten keinen Schimmer, dass der Edwin verreist war«. Mit den Worten »Hier ist jemand, der Dich kennt«, übergab Edwin Stolper den Hörer an Andreas Walter. Für den verdutzten Vater war die Verwirrung komplett.
Bei bester Verständigung - »das klang, als ob er aus dem Südwestfeld anrief« - erzählte Andreas Walter seinem Vater, dass er von den Attentaten zunächst überhaupt nichts mitbekommen habe. In den Nachrichten der ägyptischen Fernsehsender und auch in den Zeitungen seien die Explosionen in Dahab ziemlich heruntergespielt worden. Einzelheiten hätten er und sein Freund zunächst nicht erfahren. »Hauptsache nichts passiert und alle gesund und munter,« fiel Edgar Walter nach dem Anruf ein Stein vom Herzen. Sohn Andreas wird bereits heute, wie geplant, die Rückreise antreten.
»Der ist begeisterter Taucher, hat in Bielefeld einen Tauchkurs absolviert und findet das Revier der Unterwasserwelt in Hurghada einfach traumhaft, zudem ist er sehr angetan von den freundlichen Menschen«, erzählt Edgar Walter. Sein Sohn, vielen Brackwedern auch als Chorleiter des »MGV Harmonie« bekannt, ist bereits zum dritten Mal zum Tauchen nach Ägypten gefahren, immer nach Hurghada. »Und jedes Mal gab es in Ägypten irgendwo einen verheerenden Anschlag«, beschreibt Edgar Walter die Tage quälender Ungewissheit.

Artikel vom 27.04.2006