26.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Jeside soll drei Töchter
brutal verprügelt haben

Nichtige Anlässe: Schläge, Tritte und Todesdrohungen

Bielefeld (uko). Der Vater von drei minderjährigen Mädchen muss sich wegen der schweren Misshandlungen seiner Töchter vor dem Landgericht verantworten. Der Mann bestreitet die Taten, vermutet seine Schwiegereltern als Drahtzieher der Vorwürfe. Pikant: seine Frau ist die Schwester der beiden jesidischen Männer, die im August 2002 den TÜV-Mord begangen haben.

Celal Ö. stammt aus dem kurdischen Grenzgebiet der Türkei nahe Syriens. Er habe gemeinsam mit Eltern und Geschwistern 1984 die Heimat wegen der Verfolgung durch türkisches Militär verlassen und in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Hier habe er Schulen besucht, Förderunterricht erhalten, dass er aufgrund exzellenter Deutschkentnisse sich sehr gut integriert habe.
1990 hatte der heute 34-Jährige die Jesidin Yilmaz M. kennen- und liebengelernt. Schon zu Beginn habe es Probleme mit deren Sippe gegeben, der man sich entweder »unterwirft« oder von denen man »nicht anerkennt« werde. Bald nach der Hochzeit sei es zu Querelen gekommen, der Jesiden-Clan M. sei zunächst nach Celle, dann nach Bielefeld gezogen. Ihm sei trotz einer guten Beschäftigung als Taxifahrer nichts anderes übrig geblieben, seiner Ehefrau »in die Arbeitslosigkeit hinterher zu ziehen«. In Bielefeld habe er dennoch mühelos Arbeit gefunden, habe dann auch im Jahr 2002 einen Imbiss erworben und ein Haus für die Familie gekauft.
Die Vorwürfe der Anklage beziehen sich auf die Zeit von Anfang 2004 bis zum 1. April 2005. Seine heute 15-, 11- und sechsjährigen Töchter soll Celal Ö. in jener Zeit mehrfach gezüchtigt und geprügelt haben. Die Anlässe dafür, so Staatsanwältin Rosemarie Zindel-Bösing, seien nichtig gewesen. Demnach entlud sich der Zorn des Vaters bereits, wenn die Mädchen nicht sofort eine seiner Anweisungen befolgten, sofern eine Sache nicht ordentlich genug weggeräumt war, wenn sich eines der Mädchen nicht ausreichend genug die Zähne geputzt hatte.
Celal Ö. soll vornehmlich mit der flachen Hand oder mit Fäusten geprügelt haben, einem Mädchen soll er gegen den Kopf getreten oder sie mit einer Drahtbürste ins Gesicht geschlagen haben.
Auch seine Ehefrau soll Zielscheibe der brutalen Attacken gewesen sein: Ihr soll er eine Computer-Tastatur gegen den Kopf geschlagen haben. Obendrein soll er sie wie die Kinder mit dem Tode bedroht haben.
Der Jeside wies die Vorwürfe zum Prozessauftakt vor der 3. Strafkammer des Landgerichts zurück. Zwar habe es Auseinandersetzungen gegeben, die seien indes in normalen Bahnen verlaufen und überhaupt vom Zwist mit der Jesiden-Sippe der Ehefrau geprägt gewesen.

Artikel vom 26.04.2006