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Ummelner Johanniter
für die WM gerüstet

Unfallhelfer bewähren sich bei spektakulärer Übung

Von Markus Poch (Text und Fotos)
Ummeln (WB). Mit einem Horrorszenario beginnt der gemeinsame Grillabend von Ummelner Johannitern und Freiwilliger Feuerwehr: Die Explosion einer Gasflasche hat 14 zum Teil schwer verletzte Personen gefordert, die nun überall auf dem Gelände der Ummelner Wache um Hilfe schreien.

Gott sei Dank war das alles nur eine Rettungsübung, mit der die Johanniter Unfallhilfe, Wache 32, ihre eigene Tauglichkeit zur Fußball-WM testen wollte. Denn ein Großteil der 35 ehrenamtlichen Helfer aus Ummeln wird im Juni/Juli zu den WM-Partien in Köln und Dortmund entweder vor Ort sein oder zumindest Bereitschaft haben, um bei einem so genannten »MANV« (Massenanfall von Verletzten) schnell und wirkungsvoll eingreifen zu können.
Was aber genau war in Ummeln geschehen? - 14 Mann von der Freiwilligen Feuerwehr hatten sich als Statisten zur Verfügung gestellt, ließen sich von den drei Johannitern André Lampe, Sigrid Mehrheim und Michael Spira fachgerecht zu Unfallopfern schminken. Verbrennungen, ein offener Unterschenkelbruch, Rippenprellungen, eine Splitterverletzung und eine Kopfverletzung samt Knalltrauma - alles wurde täuschend echt und »liebevoll« mit Kunstblut nachempfunden. Dann verteilten sich die Männer auf dem Gelände - in freudiger Erwartung, von den alarmierten Johannitern gefunden und erstversorgt zu werden. Alle »Verletzten« bekamen von Sanitätsgruppenführer André Lampe kleine Regie-Anweisungen an die Hand, wie sie sich beim Eintreffen der Helfer zu verhalten hätten.
Als die Johanniter schließlich mit 26 Männern und Frauen vorgefahren kamen, wartete eine Menge Arbeit auf sie: erste Gespräche mit den »Opfern«, Sichten der Wunden, Maßnahmen zur schnellen Versorgung. Parallel erschallte das Jammern und Wehklagen der beim Grillen von der Explosion überraschten Feuerwehrleute kreuz und quer über das Grundstück. Allerdings hatten einige von ihnen Mühe damit, die Rolle des Verletzten ganz ohne zu lachen zu spielen. Am Ende bewertete der stellvertretende Löschabteilungsführer Andreas Goldbecker, selbst mit einer »Rippenprellung« davon gekommen, den Verlauf der Übung als sehr positiv. »Es hat uns viel Spaß gemacht, hier als Statisten dabei zu sein«, sagte er. »Für Feuerwehrleute ist es eine wichtige Erfahrung, auch mal auf Seiten derer zu stehen, die gerettet werden.«
»Ich bin sehr zufrieden mit meinen Leuten«, resümierte André Lampe, der die Idee zu dieser Übung hatte und entsprechend auch die Auswertung vornahm. »Am Anfang lief es allerdings sehr chaotisch. Natürlich sind da auch einige Fehler passiert, das gibt es immer. Aber es waren weniger Fehler am Patienten als an der Einsatztechnik Und die können wir jederzeit gezielt trainieren.« Seine Kollegen hätten sogar die »kleinen Schweinereien« sicher gemeistert, indem sie zum Beispiel den Knalltrauma-Patienten erfolgreich ruhig gestellt und bei einem anderen die »plötzlich« eingetretene Bewusstlosigkeit sofort erkannt hätten. »Mit Blick auf die Fußball-WM habe ich ein gutes Gefühl«, sagt André Lampe. »Es kann losgehen.«
Bei dem anschließenden, echten Grillabend ließen Johanniter und Ummelner Wehr die Übung ausklingen - Fortsetzung der für beide Seiten lohnenden Kooperation nicht ausgeschlossen.

Artikel vom 26.04.2006