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Putin droht

Zwischen Getue und Gier


Das war deutlich: Wladimir Putin droht, den Gashahn abzudrehen, noch bevor Russland in das große Geschäft mit dem Einzelverkauf speziell in Deutschland eingestiegen ist.
Der Kremlherr tastet aus, wie weit er gehen kann. Deshalb muss es Bundeskanzlerin Angela Merkel in diesen zwei Tagen in Sibirien gelingen, ihrem Gegenüber klarzumachen, dass Partnerschaft anders funktioniert. Natürlich ist die Drohung nicht wirklich ernst gemeint, aber sie bestätigt, was alle ahnen: Spätestens wenn der Opec endgültig das Öl ausgegangen ist, will Moskau mit dem Energiehunger Europas leichtes Geld verdienen.
Putin beklagt, in Europa auf ein Kartell der Versorger zu stoßen, das Gasprom keine Chance lasse. Einzig der Anwalt des gleichfalls in Sibirien (ein-)sitzenden Michail Chodorkowskij verwies gestern übrigens darauf, dass Gasprom selbst der größte Monopolist im Spiel ist.
Schon vergessen scheint der wirtschaftspolitische Schauprozess, mit dem Moskau klargestellt hat, wer mit Gas Geld verdienen darf und wer nicht. Aus dortiger Sicht wird hierzulande ein irrsinniger Preis fürs Gas gezahlt. Das hat die Gier geschürt und wird Putin nicht auf das Euro-Geschäft verzichten lassen. Reinhard Brockmann

Artikel vom 27.04.2006