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Tanz bekommt eine
immer größere Rolle

Wolfsburger Movimentos-Festival startet am Freitag

Von Anita Pöhlig
Wolfsburg (dpa). Als die Autostadt von Volkswagen 2003 erstmals das Internationale Tanzfestival Movimentos veranstaltete, gab es reichlich Skeptiker. Doch in kurzer Zeit hat sich das Festival über die Tanzszene hinaus einen Namen gemacht.

21 000 Zuschauer kamen im vergangenen Jahr in das alte Heizkraftwerk. Vom Freitag an bis zum 5. Juni werden erneut sieben Tanzgruppen der Weltspitze in Wolfsburg auftreten. Auch anderswo ist zeitgenössischer Tanz wieder stärker angesagt. Beispielsweise in Osnabrück, wo das Theaterpublikum am Samstag ein Ausflug in die mystische Welt des alten Griechenlands erwartet. Mit der Choreografie »Penelope« von Marco Santi wird in einer Uraufführung der Stoff der antiken Sage auf die Bühne des Tanztheaters gebracht.
Nachdem die tänzerische Moderne in Deutschland in den 20er Jahren mit Namen wie Mary Wigman und Gret Palucca einen Höhepunkt erlebt hatte, war das Interesse in späteren Phasen nur zögerlich wieder gewachsen. Vorige Woche traf sich nun die Szene erstmals seit Jahrzehnten wieder zum Tanzkongress in Berlin. Unlängst legte die Bundeskulturstiftung das 12,5 Millionen-Euro schwere Förderprogramm »Tanzplan« auf und das bundesweite Netzwerk Ständige Konferenz Tanz wurde gegründet.
Movimentos ist nicht auf öffentliche Zuwendungen angewiesen. VW ist nicht Sponsor, sondern in Form der Tochtergesellschaft Autostadt - eine Mischung aus Kundenzentrum, Erlebniswelt und kultureller Bühne - alleiniger Veranstalter. »Movimentos macht die Region zu einem Ort des zeitgenössischen Tanzes und unterstreicht die Rolle der Autostadt für die Bereicherung des kulturellen Lebens im Norden«, sagte der Geschäftsführer, Otto Ferdinand Wachs. Wie viel sich VW diese Imagepflege kosten lässt, verrät er nicht. Die Gagen der Künstler, so heißt es, würden allein durch die Eintrittspreise erwirtschaftet werden. Werbung und Logistik werden aus dem Veranstaltungsetat der Autostadt gestemmt.
Die Skeptiker von einst scheinen mittlerweile überzeugt: »Durch Movimentos ist eine breitere Öffentlichkeit auf den zeitgenössischen Tanz aufmerksam geworden«, lobt Linda Müller vom Landestanzbüro in NRW. »Das Interesse von Firmen und Stiftungen wächst langsam und damit auch die Zahl der Festivals«. Während einige Festivals von diesem Trend profitierten, litten andere aber weiter unter Finanzkürzungen.
Davon unabhängig seien die Veranstaltungen wegen unterschiedlicher Ausrichtungen und Organisationsformen kaum zu vergleichen und mit Movimentos schon gar nicht. Wolfsburg selbst schlägt in diesem Jahr einen neuen Weg ein. Erweitert um Lesungen, Konzerte von Klassik bis Jazz bis Pop, Diskussionen und Workshops bieten die neuen fünf Festwochen mehr als 90 Veranstaltungen.

Artikel vom 26.04.2006