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Vertrauen zwischen Patient und Arzt zerstört


Zu dem Artikel »Patient spart: kostenlose Kassenpillen«
Es wäre schön, wenn das alles so einfach wäre wie in diesem Bericht geschrieben. Nur leider entspricht er nicht der Realität und bringt jeden, der nur etwas vertraut mit der Problematik ist, auf die Barrikaden.
Der Patient soll, wenn er sich in Zukunft preiswerte Medikamente verschreiben lässt, von Zuzahlungen befreit werden. Das hört sich toll an. Aktuell: Wir Ärzte verschreiben doch schon Generika, bis auf Ausnahmefälle wagen wir ja schon gar nicht mehr, Originalpräparate zu verschreiben. Hinzu kommt, dass die meisten chronisch kranken Patienten nach drei bis sechs Monaten sowieso von den Zuzahlungen befreit sind.
Die Bonus-Malus-Regelung, die einige Länder betrifft, zerstört das Vertrauen zwischen Patient und Arzt. Wenn der Arzt kostensparend verschreibt, bekommt er einen Bonus, wenn er zu viel rezeptiert, muss er einen Anteil zurückzahlen. Es steht sogar zur Diskussion, ob diese Regelung nicht verfassungswidrig ist.
Die Leitsubstanzen nach der sogenannten Positivliste, an die sich Ärzte halten sollen, damit sie nicht in den Regress kommen, beinhaltet teilweise ältere Medikamente, wo es aus der gleichen Wirkstoffgruppe schon modernere Präparate gibt. Sollen wir jetzt etwa alle Patienten, die schon seit Jahren die etwas teureren Präparate bekommen (natürlich wird auch hier schon das Generikum verschrieben und nicht das Originalpräparat), wieder auf die älteren Medikamente umstellen, mit dem Wissen, dass gehäuft Nebenwirkungen auftreten oder die Patienten anstatt einer Tablette von dem moderneren Präparat wieder drei Tabletten von dem veralteten Präparat nehmen müssen? Sind das keine Qualitätsverluste? Ganz zu schweigen von den stundenlangen Diskussionen mit den Patienten, die uns die Zeit für die eigentliche medizinische Behandlung nehmen.
Ich und sicherlich auch die meisten meiner Kollegen sehen hier absolut keine positive Nachricht, wie es so schön in Ihrem Kommentar heißt. Und ich meine, dass uns unsere Patienten darin unterstützen, denn viele von ihnen haben es verstanden.
ANKE RICHTERÄrztin für Innere Medizin1. Vorsitzende Hausärzteverband B. O.-Löhne32545 Bad Oeynhausen

Artikel vom 29.04.2006