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Nach der Oper ändert sich das Leben

Christiane Hörbiger und Michael Mendl in dem ARD-Film »Mathilde liebt«

Von Carsten Rave
ARD, 20.15 Uhr: Ein Besuch in der Oper verändert Mathildes Leben. Dort lernte die reife Dame aus München, längst Witwe, einen charmanten Herrn, ebenfalls ohne Begleitung, kennen. Die beiden riskieren viel.

Auf der Treppe von Mathildes Haus kommt es zum leidenschaftlichen Liebesakt. Zum Schluss gibt Carlo ihr seine Telefonnummer. Nach ein paar Tagen versucht Mathilde, ihn anzurufen. Doch es stellt sich heraus, dass Carlo ihr eine falsche Nummer gegeben hat. Ihre Wut und Trauer werden bald vom festen Willen verdrängt, den Liebhaber wieder zu treffen.
Der Film »Mathilde liebt« ist ein gewagter Stoff, denn er beschäftigt sich mit dem Thema Sex im Alter, das die meisten Filmemacher nur ungern anpacken. Regisseur Wolfram Paulus arrangierte eine Liebesszene mit den Hauptdarstellern Christiane Hörbiger und Michael Mendl, in der es nicht bei Andeutungen bleibt und die Kamera nicht wegdreht. »Ich bin in einem Film noch nie so weit gegangen wie in diesem«, räumt die 67-jährige Hörbiger ein.
Vor einer Überdosis »mit Sexszenen in einem gewissen Alter warne ich jedoch«, sagt sie. »Vor allem wenn sie im Fernsehen gezeigt werden. Die Ästhetik ist doch enorm wichtig und da gibt es biologisch bedingt eben Gesetzmäßigkeiten.« Auch Filmpartner Michael Mendl, mit dem die Österreicherin mit Schweizer Pass zum zweiten Mal vor der Kamera (nach der »Hengstparade«) stand, tritt für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Sex im Alter im Film ein, sagt aber: »Es soll aber auch nicht davon wimmeln. Ich hatte erst Bedenken, dass in ÝMathilde liebtÜ zu viele Ältere vorkommen, aber das Generationengemisch hat diese Bedenken weggewischt.«
Genau dafür hat Mendl persönlich gesorgt. Denn der Schauspieler, der schon Willy Brandt und Papst Johannes Paul II. verkörperte, hat seine Tochter Joana, gerade 13 Jahre alt, zum ersten Mal in einem Film untergebracht. Joana Fink-Mendl räumt ein, es habe sie verunsichert, dass ihr Vater neben ihr vor der Kamera stand. »Mit meinem Vater hatte ich meine Szenen zu Hause geübt«, sagt sie. »Er hatte mir erklärt, wie ich die Rolle oder eine bestimmte Szene anlegen könnte. Oft war es aber so, dass unser Regisseur andere Vorstellungen hatte, die manchmal genau das Gegenteil von dem waren, was ich mit meinem Vater für mich überlegt hatte.« Und auch Mendl spricht davon, dass es nicht leicht gewesen sei, erstmals mit der Tochter aufzutreten. »Als wir den Film zusammen sahen, hatte sie ihre Schwierigkeiten damit«, berichtet der gebürtige Westfale.

Artikel vom 26.04.2006