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Ägyptische Polizei nimmt
zehn Verdächtige fest

Zehnjähriger aus Baden-Württemberg unter den Opfern von Dahab

Dahab/Berlin (dpa/Reuters). Nach der Anschlagsserie im ägyptischen Badeort Dahab hat die Polizei gestern zehn Verdächtige festgenommen. Bei dem dritten Blutbad auf dem Sinai innerhalb von eineinhalb Jahren kamen mindestens 22 Menschen ums Leben, darunter auch ein zehnjähriger Junge aus Baden-Württemberg.
Susanne P., die Mutter des getöteten Zehnjährigen, wurde bei dem Anschlag verletzt. Foto: dpa
Die Mutter des Kindes und ihr Lebensgefährte wurden verletzt in das Internationale Krankenhaus von Scharm el Scheich gebracht. Bei den anderen Todesopfern handelt es sich um Ägypter sowie um jeweils einen Urlauber aus Russland und der Schweiz.
Aus Polizeikreisen hieß es gestern, es seien 18 Tote registriert worden. Darüber hinaus seien Leichenteile gefunden worden, die zu weiteren fünf bis sechs Todesopfern gehören könnten.
Als Reaktion auf die Anschlagsserie haben die Reiseveranstalter TUI und Thomas Cook alle Ausflüge für Urlauber auf der Sinai-Halbinsel gestrichen. Zudem bieten die Reiseveranstalter an, bereits gebuchte Reisen auf die Sinai-Halbinsel kostenlos auf andere Ziele umzuschreiben.
Das Auswärtige Amt aktualisierte seine Sicherheitshinweise und warnte vor weiteren Anschlägen. Für alle Reisenden bestehe in ganz Ägypten eine erhöhte Gefährdung.
Generalbundesanwalt Kay Nehm leitete ein Ermittlungsverfahren ein. Das Auswärtige Amt schickte ein siebenköpfiges Konsularteam in den Badeort. Darunter sind eine Ärztin und ein Dolmetscher.
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Kairo sagte, 87 Menschen seien bei der Bombenserie verletzt worden, darunter 29 Ausländer. Zu den Verletzten gehören unter anderem vier Dänen, drei Amerikaner und eine Schweizerin.
Zu den zehn ägyptischen Verdächtigen gehören nach Angaben aus Sicherheitskreisen drei Computerspezialisten aus Kairo, die einen Tag vor den Anschlägen in Dahab angekommen waren und den Ort kurz nach den Explosionen wieder verlassen wollten. Die restlichen sieben Festgenommenen seien Ägypter, die in Dahab gearbeitet hätten.
Keinen Hinweis gibt es bisher darauf, dass Selbstmordattentäter an den Anschlägen beteiligt waren. Augenzeugen sagten, die Sprengsätze seien wahrscheinlich in Säcken deponiert worden und per Zeitzünder detoniert. Die Bomben explodierten am Montagabend fast zeitgleich in einem Supermarkt, einem Caféund einem Restaurant. Die primitiven Rohrbomben waren offenbar mit Nägeln gespickt.
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Artikel vom 26.04.2006