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Studieninstitut will nur
eine Linde erhalten

Dr. Büter: »Äste der anderen gefährden Schulkinder«

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Bielefeld (WB). Mindestens eine, wenn nicht sogar zwei der drei Linden vor dem Studieninstitut Westfalen-Lippe sollen nun doch gefällt werden. Das hat der Leiter des Instituts, Dr. Dieter Büter, gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT erklärt. Er begründete dies mit der Sicherung des Weges für die Fußgänger und insbesondere die Diesterweg-Grundschüler, die das Grundstück an der Rohrteichstraße 71 passieren.

»Ich kann verstehen, dass es den Nachbarn, die hier wohnen und mit den Bäumen groß geworden sind, weh tut«, meinte der 57-Jährige. Die Sicherheit der Kinder, gehe allerdings vor. Er sieht sie akut durch herabfallende Äste gefährdet. Außerdem sei die Pflege hoher Bäume zu teuer.
Seit dem Winter 2004/05 hätten die beiden großen Linden, deren Kronen weit in den Straßenraum hineinragten, deutlich vermehrt morsches Holz abgeworfen, zum Teil in der Dicke eines Unterarms, begründete Dr. Büter sein Vorgehen inzwischen auch gegenüber Beschwerdeführern aus der Nachbarschaft. Im Dezember 2005 sei dann ein starker Ast unmittelbar neben einer Personengruppe auf dem kleinen Parkplatz für die Instituts-Dozenten niedergegangen. Verletzt wurde niemand, jedoch ein Pkw beschädigt.
»Ich habe dabei an meinen vierjährigen Enkel Marius denken müssen«, so Dr. Dieter Büter, selbst Vater zweier Töchter aus Billerbeck (Kreis Coesfeld). »Es hätte ja auch anders kommen können.« Mitarbeiter des Umweltbetriebes (UWB) hätten die Linden in der Vergangenheit kostenlos (weil das Grundstück bis 2005 in städtischem Besitz war) alle zwei Jahre kontrolliert und wenn nötig, beschnitten. Dafür müsse fortan gezahlt werden.
»Wir geben eine Menge Geld aus und streben deshalb eine Lösung an, die zukunftsträchtig ist«, meinte Dr. Büter. Sie soll in Neuanpflanzungen bestehen. Welche Bäume die Linden ersetzen sollen, will der Instituts-Chef mit den Nachbarn in Ruhe besprechen. Auf jeden Fall sollen sie kleiner ausfallen. Die jüngste der drei Linden in Richtung Bielsteinstraße könne als einziger durchaus stehen bleiben, so Dr. Büter weiter. Über das Schicksal des jetzt größten Baumes (noch mit Krone) soll neben den Nachbarn auch der Vorsitzende der Bezirksvertretung Mitte, Hans-Jürgen Franz, mit entscheiden.
Um den »Stumpf« schon bald zu fällen, benötige er nicht das Einverständnis des Oberbürgermeisters, betonte Dr. Büter. »Da gibt es eine klare Zuständigkeitsverteilung«, sagte er unter Berufung auf sein Recht als Grundstückseigentümer. Dass selbst derart beschnittene Linden wieder neu erblühen, dafür hat Dr. Petra-Hildegard Wilberg gleich nebenan den »lebenden« Beweis. Und Ehemann Günther Wilberg (76) hat schon vor drei Jahren ein Album über die Geschichte seiner engsten Umgebung angelegt. Mit Bildern auch aus dem Jahre 1958. Sie zeigen eine wahre Idylle: die Rohrteichstraße - noch als Lindenallee.

Artikel vom 26.04.2006