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Terror auf dem Sinai

Nichts dazu gelernt


Zum dritten Mal in zwei Jahren haben Terroristen Ferien-Ziele auf der Sinai-Halbinsel angegriffen. Es steht zu befürchten, dass die Reaktion des Staates Ägypten wieder genauso chaotisch und ineffektiv abläuft wie zuvor. Weil in den zwei vorangegangenen Fällen stets im großen Stil verhaftet, massenhaft verhört und bestialisch gefoltert wurde, aber echte Polizeiarbeit unterblieb, wissen die Behörden nichts.
Die Ermittler können oder wollen bis heute nicht klarstellen, ob regionaler Widerstand oder der internationale Terror auf dem Sinai Wurzeln geschlagen hat. Vor allem ist es nicht gelungen, neue Anschläge zu verhindern. Ein unorganisierter Polizeistaat ist kaum besser als der Terrorismus selbst: Er beruht auf dem Verbreiten von nackter Angst. Darunter leiden seine Bürger und seine Gäste gleichermaßen. Die Einheimischen haben keine Alternative, sie ducken sich und leiden still. Die Gäste aber werden jetzt in Massen wegbleiben und - viel zu schnell - wieder zurückkehren.
Wann lernen die Regime des Nahen Ostens, dass mittelalterliche Zustände für die Reisewerbung gut sein mögen, aber weder fürs eigene Volk noch für die Sicherheit einer internationalen Touristenhochburg?
Reinhard Brockmann

Artikel vom 26.04.2006