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Neue Fantasie belebt Volksaktie

Telekom mit Blackstone und Sommer

Von Martin Murphy
Bonn (dpa). In die Aktionärsstruktur der Deutschen Telekom kommt Bewegung: Mit dem Blackstone-Einstieg erhält erstmals ein ausländischer Investor Einfluss bei Europas größtem Telekomkonzern.
Wiedersehen mit Ron Sommer, jetzt Blackstone-Beirat.

Die Finanzinvestoren übernehmen von der staatlichen KfW Bankengruppe für 2,7 Milliarden Euro 4,5 Prozent der Telekom. Nach der KfW und dem Bund sind sie größter Anteilseigner. Damit steigt der Druck auf den Vorstand.
Seit Ende 2003 dümpelt der Kurs des DAX-Schwergewichts um die 14- Euro-Marke. Daran konnte auch der Milliardengewinn für 2005 und die Wiederaufnahme der Dividenden-Zahlung nichts ändern. Größte Baustelle im Konzern ist die Festnetzsparte T-Com, die seit Jahren mit einem Umsatz- und Kundenrückgang zu kämpfen hat. Allerdings sind Telekommunikationswerte derzeit nicht sonderlich gefragt. Frischer Wind tut der Telekom deshalb gut: Gemäß der Vereinbarung mit der Bundesregierung kann Blackstone einen Vertreter in den Aufsichtsrat des Bonner Riesen entsenden. Über ihn werde der Investor Einfluss auf die Konzernführung ausüben können, hieß es im Umfeld der Beteiligungsfirma. Dies könne auch im Interesse von Vorstandschef Ricke sein: etwa beim geplanten Stellenabbau bei T-Com, sagt Per-Ola Helgren von Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP).
Dass Blackstone aktiv auf die Firmenpolitik einwirken will, zeigt sich an den Äußerungen von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), der sich davon positive Impulse für die T-Aktie verspricht. »Wir haben nach wie vor das Ziel einer nachhaltigen, längerfristigen Wertsteigerung des Unternehmens«, betonte Steinbrück.
Unterdessen hält sich der US-Investor bedeckt über seine künftige Rolle als Telekom-Aktionär. Über genügend Innenansicht dürfte Blackstone verfügen: Mit Ron Sommer sitzt der frühere Telekom-Chef heute im europäischen Beirat von Blackstone.
Bei den Experten stieß der Einstieg des neuen Großaktionärs auf durchweg positiven Widerhall: Dies sei ein klarer Vertrauensbeweis in die wirtschaftliche Kraft des Konzerns, meint James Golob von Goldman Sachs. Am Montag durften sich die T-Aktionäre bereits über einen Kursaufschlag von knapp fünf Prozent freuen.

Artikel vom 25.04.2006