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Züchter in schlimmer Lage

Vogelgrippe: Geflügelhalter machen Millionenverluste

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Die Vogelgrippe hat die Geflügelhalter in Ostwestfalen-Lippe nach Angaben des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes in eine dramatische Lage gebracht.
Wilhelm Brüggemeier: Rasche Hilfe nötig.

Durch die Stallpflicht und das Verbot von Geflügelmärkten bis zum 30. April sei den 250 Betrieben in OWL bereits ein Schaden von 7,25 Millionen Euro entstanden, sagte gestern in Bielefeld der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe, Wilhelm Brüggemeier aus Enger (Kreis Herford). Pro Betrieb sei das ein Verlust von 300 000 Euro. Die Absatzmöglichkeiten der Geflügelhalter seien komplett zusammengebrochen. Die Existenz von Betrieben stehe auf dem Spiel.
Betroffen seien vor allem Junghennenaufzüchter, die für Kleinsthalter Junghennen verschiedener Farben und Rassen aufziehen, sagte Brüggemeier. Diese Form der Junghennenaufzucht in Ostwestfalen sei bundesweit einmalig. Die meisten Betriebe seien in den Kreisen Gütersloh und Paderborn, wie in Rietberg und Delbrück, angesiedelt.
Komme es zu einer Stallpflicht über den 30. April hinaus, werde der Markt langfristig wegbrechen. Dies müsse verhindert werden, da es sonst zu Weihnachten keine Gänse aus heimischer Produktion geben werde. Diese Lücke würden dann zum Beispiel Mastgänse aus Polen schließen.
Um weiter freilaufendes Geflügel züchten zu können, müssten die Tiere geimpft werden. Es seine mittelalterliche Methode, Tiere einfach totzuschlagen, um eine Ausbreitung der Vogelgrippe zu verhindern, mahnte Brüggemeier. Im Hinblick auf die Verlängerung der Stallpflicht komme es jetzt auf die Risikobewertung des Friedrich-Löffler-Instituts zur Gefahr der Einschleppung der Geflügelpest durch Wildvögel an.
Die Geflügelzüchter hätten bereits enorme tierschutzrechtliche Probleme in ihren Ställen. Die Junghennen seien überaltert und bereits in die Legephase eingetreten. Rasche Hilfsmaßnahmen, wie die von der EU bereits vorbereitete Herauskaufaktion, seien notwendig. Bereits heute werde eine Entscheidung des Agrarministerrates zur Anpassung an das Marktordnungssystem erwartet.

Artikel vom 25.04.2006