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Fällarbeiten an Linden
vorerst eingestellt

Bezirksvorsteher Franz: »Funktion stadtbildprägend«

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Die Anlieger waren entrüstet und traurig Einige haben sogar geweint, als es den drei Linden am Freitag vor dem Studieninstitut Westfalen-Lippe an der Rohrteichstraße/Ecke Bielsteinstraße an den Kragen gehen sollte. Jetzt scheint Rettung in Sicht.

Die Fällarbeiten wurden vorerst eingestellt. »Jetzt passiert erst mal nichts«, sagte Axel Dittmar, Sprecher von Oberbürgermeister Eberhard David, gestern Abend. Beide hatten zuvor die Hannover Messe besucht. Der OB habe sich über den Sachverhalt informiert und mit Institutsleiter Dr. Dieter Büter in Verbindung gesetzt, der auf seine »Verkehrssicherungspflicht« verwiesen habe, nachdem herabfallende Äste im Winter Fahrzeuge beschädigt hätten. Nun sei man »guter Hoffnung«, eine für alle akzeptable Lösung des Problems zu finden, so Dittmar.
Die Exklusiv-Berichterstattung über den »Baumfrevel« (so ein Anlieger) in der Wochenend-Ausgabe des WESTFALEN-BLATTes hat der Vorsitzende der Bezirksvertretung Mitte, Hans-Jürgen Franz, unterdessen zum Anlass genommen, ebenfalls beim Studienleiter schriftlich um einen Stopp der Säge-Aktion zu bitten. »Mit großem Bedauern«, so schreibt der SPD-Politiker in seiner Eigenschaft als Bezirksvorsteher, habe er zur Kenntnis nehmen müssen, dass das Studieninstitut für kommunale Verwaltung das Fällen der drei Linden auf dem institutseigenen Gelände in Auftrag gegeben habe.
Wörtlich heißt es weiter: »Gerade im dicht besiedelten Innenstadtbereich ist dem Grün eine besondere Bedeutung beizumessen; dies gilt um so mehr, wenn es sich - wie im vorliegenden Fall - um gesunde Bäume mit durchaus stadtbildprägender Funktion handelt.« Franz würde es ausdrücklich begrüßen, wenn es mit fachlicher Unterstützung des städtischen Umweltbetriebes gelänge, eine andere Lösung zu finden, die es ermöglicht, die Bäume einerseits zu erhalten und andererseits den Interessen des Instituts zu entsprechen.
»Als die Baumschutzsatzung noch nicht abgeschafft war, gab es zumindest eine Anzeigepflicht«, bedauert Hans-Jürgen Franz die Tatsache, dass die Baumfällaktion fast im Geheimen vonstatten gegangen wäre, wenn sich die Anlieger nicht zu Wort gemeldet hätten. »Die Vorgehensweise ist nicht nachvollziehbar«, so der Politiker gestern im WB-Gespräch. Sie passe auch nicht in die Zeit.
Wie selbst kränkelnde Linden nach dem Kurzschnitt wieder aufblühen, kann man an der Bielsteinstraße beobachten. Eine Anwohnerin (89): »Sie sind wunderschön nachgewachsen«.
Das Studieninstitut für kommunale Verwaltung Westfalen-Lippe ist 2004 von Vertretern der Kreise Borken, Coesfeld, Gütersloh, Herford, Lippe, Minden-Lübbecke, Steinfurt, Warendorf und der Städte Bielefeld, Bocholt, Münster und Rheine sowie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) gegründet worden. Besiegelt wurde die Fusion des Westfälischen Institutes Münster mit dem Studieninstitut für Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld. Juristischer Sitz des Zweckverbandes ist Bielefeld. Dem Institut ist seit 1991 eine Rettungsdienstschule angegliedert.

Artikel vom 25.04.2006