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Schwanken zwischen
Bielefeld und China

Boge Kompressoren setzt auf internationale Karte

Von Edgar Fels
Hannover/Bielefeld (WB). Der Bielefelder Kompressoerenhersteller Boge steht ein Jahr vor den Jubiläumsfeierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen vor der wohl wichtigsten Investitionsentscheidung in der Unternehmensgeschichte.

Die Alternative lautet: Entweder den Standort in Bielefeld (375 Mitarbeiter) weiter ausbauen oder die Kapazitäten im noch kleinen Werk in China (50 Mitarbeiter) verdreifachen.
Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, sagte Boge-Geschäftsführer Rolf Stuppek gestern auf der Hannover Messe. Hintergrund der Überlegungen sei die Fertigung einer neuen Baureihe von Kompressoren, um damit ein neues Marktsegment bedienen zu können.
Fest steht jedoch, dass das internationale Geschäft für Boge (weltweit neun Tochtergesellschaften) immer wichtiger wird. Die Auslandsquote liegt bei mehr als 55 Prozent. Kürzlich hat der Druckluft-Spezialist ein Vertriebsbüro in Dubai eröffnet, um den arabischen Raum sowie den Markt Indien/Pakistan besser abzudecken. Struppek: »Von Dubai sind die Flugzeiten kürzer.« Des weiteren werde Boge eine Repräsentanz in Russland in der Nähe von Moskau eröffnen, um auch auf dem osteuropäischen Markt Flagge zu zeigen. Das Thema Indien sei damit aber nicht vom Tisch. Struppek: »Vielleicht eröffnen wir in Indien 2007 eine Repräsentanz.«
Wo die Wirtschaft brummt, wird Druckluft benötigt. Weltweit. Oft als Antriebsenergie (etwa zum Öffnen von Türen) aber mehr und mehr auch für neue Anwendungsmöglichkeiten. Dazu gehört der Umweltschutz. In den Vereinten Arabischen Emiraten kommt Druckluft etwa in einem Hafenbecken zum Einsatz. Die Luft aus den im Hafen verlegten Schläuchen bringt das Wasser in Bewegung, sorgt beinahe für ein Blubbern. »Dadurch wird verhindert, dass Ölreste, die auf dem Wasser schwimmen, in die Meerwasserentsalzungsanlagen treiben«, erläutert Boge-Sprecher Harald Kranz. Aus den Meerwasserentsalzungsanlagen gewinnen die Wüstenstaaten ihr Trinkwasser.
Für Boge verlief das Geschäftsjahr 2005 mit einem Umsatz von 80 (Vorjahr 78) Millionen Euro gut. »Es war ein Rekordjahr«, sagte Rolf Stuppek. Auch in den ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahres hält der positive Trend an. Nicht zufrieden ist Struppek mit dem Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie: »Drei Prozent sind zuviel. Damit haben wir nicht gerechnet.«

Artikel vom 25.04.2006