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Servicewohnen
in Sennestadt
ohne Pauschale

BGW kooperiert mit »Alt und Jung«

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Zehn Jahre lang hatte sich Hildegard Metzger nach dem Tod ihres Ehemannes allein um ihr Haus und den großen Garten in Sennestadt gekümmert. »Jetzt reicht's mir!« entschied die 81-Jährige und zog um - aus der eigenen Immobilie am Unstrutweg in eine von zehn barrierefreien Wohnung der BGW (Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) an der Sennestädter Vennhofallee.

»Meine Enkeltochter Varena, die bei der BGW eine Ausbildung macht, hat mir schon vor einigen Monaten die Umbaupläne für das Seniorenservicewohnen gezeigt. Und meine Söhne haben mir auch zugeredet, zu einem Umzug«, sagt Hildegard Metzger.
Den Entschluss, in eine Wohnung nach dem BGW-Konzept des »Bielefelder Modells« - selbstbestimmtes Wohnen mit Versorgungssicherheit ohne Betreuungspauschale - zu wechseln, hat die 81-Jährige nicht bereut. »Auch wenn mir im Moment mein Garten noch etwas fehlt.« Hildegard Metzger hat aber schon Pläne, wie ihr Balkon mit Markise und Pflanzen als kleine Freiluft-Oase und Garten-Ersatz hergerichtet werden soll.
Aufgewogen werden die noch etwas gewöhnungsbedürftigen Veränderungen des Gewohnten jedoch durch manches Neue. Nicht nur Zuschnitt und Ausstattung ihrer ganz auf ältere oder behinderte Menschen ausgerichteten Wohnung gefällt Hildegard Metzger. Auch der Fahrstuhl im Haus hat sich für die 81-Jährige als besonderer Komfort herausgestellt.
»Jetzt kann ich mein Fahrrad aus dem Keller ganz bequem zur Haustür transportieren«, meint sie. Was die aktive ältere Dame zwar zur Zeit noch nicht nutzt, gleichwohl für sie aber ein sehr wichtiger Grund für den Umzug war, ist ein »Servicestützpunkt« im BGW-Wohnkomplex. Als Kooperationspartner garantiert nämlich der Verein »Alt und Jung« seine ambulanten Dienstleistungen rund um die Uhr.
»Abgerechnet werden allerdings nur diejenigen Leistungen, die auch bestellt und benötigt werden - nicht dagegen allgemeine Pauschalen, wie sie sonst beim Servicewohnen üblich sind«, betont BGW-Geschäftsführer Norbert Müller.
Mit seinem »Bielefelder Modell«-Konzept an der Vennhofallee hat die BGW erstmals ein solches Angebot in einem Gebäude des vorhandenen Bestandes umgesetzt. Insgesamt 1,2 Millionen Euro investierte das größte Bielefelder Unternehmen der Immobilienwirtschaft in den Umbau des ursprünglich 1960 bezogenen Gebäudes. Eingebaut wurde ein Fahrstuhl, die Zugänge zu den Wohnungen und Balkonen sind schwellenlos, das Wohnhaus wurde zudem nach modernstem Stand energetisch nachgerüstet. Zum Servicewohnen gehören zwei Gästewohnungen und ein Wohncafé. Das wird auch von der Nachbarschaft genutzt - ebenso wie das Betreuungsangebot von »Alt und Jung«. Alle zehn frei finanzierten Wohnungen, der Mietpreis pro Quadratmeter beträgt sieben Euro, sind inzwischen belegt. »Weil die Nachfrage für diese Wohnform enorm ist, planen wir neben den fünf fertiggestellten und weiteren zwei in Bau befindlichen Projekten unter anderem auch ein Angebot in Brackwede«, sagt Norbert Müller.

Artikel vom 25.04.2006