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Italien liebt »Schumi fantastico«

Formel 1: Erfolg in Imola motiviert die Roten für Schumachers Heimrennen

Imola (dpa). Rechtzeitig vor seinem Heimrennen hat Rekordweltmeister Michael Schumacher die Solofahrt seines Nachfolgers Fernando Alonso gestoppt und bläst zur Attacke.

»Ich freue mich auf den Nürburgring. Mit diesem Sieg im Rücken, unserer Motivation und Stärke hoffe ich natürlich dort auf ein gutes Resultat«, sagte der Ferrari-Pilot.
Mit seinem grandiosen Imola-Erfolg katapultierte sich der Kerpener zugleich zum schärfsten WM-Konkurrenten des Spaniers, bescherte dem Fernsehsender RTL mit 9,65 Millionen Zuschauer eine Spitzenquote, löste in den italienischen Blättern Lobgesänge aus und heizte den Kartenverkauf für den Großen Preis von Europa in zwei Wochen gewaltig an. »Der Sieg kam zur rechten Zeit«, sagte Walter Kafitz, der Geschäftsführer der Nürburgring GmbH.
»Schumi fantastico. Eine Lehrstunde von Maestro Michael«, titelte »La Gazzetta dello Sport«. »La Stampa« zollte dem 37 Jahre alten Kerpener ihren Respekt: »Der große alte Mann. Im Kopf-an-Kopf-Rennen bändigt Schumi Alonso.« Und »La Provincia di Como« bezeichnete Schumacher schlichtweg als »einfach mythisch«.
Am Tag danach war das Glücksgefühl beim siebenmaligen Weltmeister noch immer nicht gewichen. »Das war so schön da gestern auf dem Podium, es war so schön, die Freude der Tifosi zu sehen und zu spüren. Ich gebe gerne zu, dass dies schon ein extrem besonderes Gefühl ist«, erklärte er auf seiner Internetseite.
Sein Chef Luca di Montezemolo ließ nach diesem sportlichen Befreiungsschlag seinen Emotionen medienwirksam freien Lauf. »Schumi grandissimo«, jubelte der mächtige Fiat-Boss. Er habe wegen des packenden Duells zwischen seinem Schützling und dem Spanier über die halbe Renndistanz »beinahe einen Herzinfarkt erlitten«. Di Montezemolo, der Schumachers Vertragsverlängerung bei der Scuderia forciert, freute sich wie ein kleines Kind: »Ich bin überglücklich. Es war schön, wunderbar, mitreißend. Schumi war fantastisch, das Team perfekt - ein unvergesslicher Tag, eine unermessliche Freude.«
Möglicherweise überkamen Schumacher beim traditionellen Kinderspieltag gestern in seiner Schweizer Villa ähnliche Gefühle. Nach der völlig verkorksten Vorsaison sowie den beiden ernüchternden Rückschlägen in Malaysia und Australien könnte der Große Preis von San Marino der Wendepunkt im WM-Rennen gewesen sein und so auch für ihn zum unvergesslichen Tag werden.
Mit dem ersten »echten« Sieg seit eineinhalb Jahren - der Erfolg beim Rennen von Indianapolis im Juni 2005 war ohne Aussagekraft - hat Ferrari bewiesen, dass es seine Krise überwunden hat. Die Roten sind wohl der stärkste Renault-Rivale. McLaren-Mercedes und Honda, vor Saisonbeginn als ebenbürtig eingeschätzt, können derzeit nicht mithalten.
Schumacher kündigte unterdessen eine Fortsetzung seiner mühevollen Aufholjagd an: »Ich hoffe, wir können dieses Niveau für die kommenden Rennen konservieren und denke, dass wir von jetzt an sehr konkurrenzfähig sein werden.« Teamchef Jean Todt sagte: »Das Resultat macht uns viel Mut für die Zukunft und gibt uns einen großen Schub.« Technik-Direktor Ross Brawn hofft, dass »dies ein gutes Omen für die restliche Saison ist«. Der Brite reagierte auf Alonsos überraschend frühen zweiten Reifenwechsel in sekundenschnelle und legte mit veränderter Strategie den Grundstein für Schumachers Triumph.
Nach Imola spricht alles für einen WM-Zweikampf zwischen dem aktuellen und dem ehemaligen Champion. Wegen seines beruhigenden Vorsprungs von 15 Punkten auf Schumacher (21) hat Alonso (36) allerdings weiterhin die besseren Karten. »Ich weiß, dass wir auf dem Nürburgring wieder stärker sein werden«, sagte der WM-Spitzenreiter gelassen.

Artikel vom 25.04.2006