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Kommentare
Gesundheitsreform

Freiheits-Verweigerer


Die Gesundheitspolitiker von CDU und SPD tun gut daran, ihre Reform-Rechnung nicht ohne den Versicherten zu machen - und der ist von Grund auf misstrauisch.
Eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung, wonach das Interesse Gesetzlich Versicherter an Wahlleistungen gleich Null ist, gibt zu denken Ñ oder auch nicht. Denn das Publikum scheint die schönen Worte von der großen Wahlfreiheit bei den Tarifen auf Anhieb durchschaut zu haben. Kassenpatienten, die bloß die Worte »mehr Eigenbeteiligung« hören, glauben schon verstanden zu haben: »mehr zahlen«.
Nach Jahren der Gesundbastelei, halbherziger, mitunter zurückgenommener Reformen ist ein unbeschwertes Erproben neuer Wege nahezu ausgeschlossen. In den Niederlanden oder in der Schweiz wurde in den 90er Jahren konsequent umgesteuert mit durchaus achtbaren Erfolgen. Fehler, die gemacht wurden, sind längst korrigiert.
Niemand will sich hierzulande auf 500 Euro Selbstbeteiligung einlassen, obwohl dem Normalverdiener im Vollkasko-Einheitstarif jährlich locker 2000 bis 3000 Euro vom Lohn abgezogen werden. Nachrechnen und nachdenken könnte lohnen, aber so weit sind die Deutschen noch nicht. Reinhard Brockmann

Artikel vom 25.04.2006