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Der Kandidat kennt sich nicht

Zweit-Teilnahme bei »Wer wird Millionär?« erschlichen - RTL behält Gewinn ein

Köln (WB/ist). Erstmals in der Geschichte der RTL-Quizshow »Wer wird Millionär?« mit Günther Jauch bekommt ein Kandidat seinen Gewinn nicht ausbezahlt - weil er betrogen haben soll. Das teilte der Kölner Privatsender gestern mit.

Nur weil der Mann, der es am 10. April als Reinhold S. auf den Ratestuhl schaffte, falsche Angaben zu seiner Person gemacht habe, sei er zu der Sendung eingeladen worden. Denn regelwidrig habe er sich so ein zweites Mal den Zugang erschlichen. Das koste ihn nun die erspielten 64 000 Euro. Zudem würden rechtliche Schritte erwogen.
Als Luis Meyer sei der Mann aus Tuntenhausen im bayerischen Kreis Rosenheim vor drei Jahren, am 16. Mai 2003, schon einmal im Rennen gewesen. Damals musste er mit 500 Euro wieder gehen. »Die eigentlich Betrogenen sind die neun anderen Kandidaten, die es nicht ins Spiel geschafft haben. Daher erhalten sie von uns eine neue Chance und dürfen baldmöglichst noch einmal antreten«, versprach gestern Quizmaster Günther Jauch.
Reinhold S. bestreite unterdessen die Vorwürfe - und das, obwohl ihm Studiofotos der Sendung von 2003 und der aktuellen vorgelegt wurden. »Die Person Luis Meyer ist mir nicht bekannt«, ließ er die Quiz-Macher bei RTL wissen. Und das, obwohl die Köpfe trotz leicht veränderter Haar- und Barttracht unverkennbar zum selben Mann gehören. »Wir sind überrascht über diese Frechheit und auch schockiert«, sagte ein RTL-Sprecher. Nach Senderangaben ist Luis Meyer der falsche Name.
»Es gibt eine Mitwirkungsvereinbarung und darin wird schriftlich gefragt, ob der Bewerber bereits an einer Sendung teilgenommen hat«, beschreibt der RTL-Sprecher das Zulassunsverfahren zu »Wer wird Millionär?« Kandidaten, die es auf den »heißen Stuhl« geschafft und mindestens eine Frage gestellt bekommen haben, dürfen kein zweites Mal antreten.
Der mutmaßliche Betrüger habe bei seinem ersten Auftritt 2003 einen Harry Müller als Telefon-Joker angegeben. Eine Edda Schwarte war Begleitperson. »Bei der zweiten Teilnahme war das nun genau umgekehrt«, sagte der Sender-Sprecher. Einmal gab sich der Bewerber als 38, einmal als 39 Jahre alt aus. Aufgeflogen sei die Sache durch einen Zuschauer. »Der hat den Kandidaten erkannt und uns informiert.«

Artikel vom 24.04.2006