24.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Liebesentzug für die Verlierer

Arminia - Wolfsburg 0:1 - Fans enttäuscht - Pfiffen folgt die Flucht

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). 17 500 DSC-Fans waren in die SchücoArena gekommen, weil sie mit Arminia den Verbleib in der 1. Liga feiern wollten. Dazu hätte es gegen den VfL Wolfsburg aber zumindest eines Unentschiedens bedurft. Stattdessen gab's ein 0:1. Für die 1500 Gästeanhänger hatte sich die Reise ins Ostwestfälische damit gelohnt.

Während Wolfsburgs dritter Auswärtssieg - der erste unter Trainer Klaus Augenthaler - den grün-weißen Gästeanhang euphorisierte, quittierten die Fans der Heimmannschaft die wenig mitreißende Vorstellung ihres Teams mit Liebesentzug. Pfiffe gegen Arminia hatte es zuletzt nach der Hinrunden-Heimschlappe gegen Mönchengladbach gegeben, als der DSC einen seiner Saisontiefpunkte erlebte.
Noch härter als das eindeutige akustische Signal traf die Mannschaft allerdings, dass sie auf ihrer obligatorischen Abschiedsrunde fast leeren Rängen entgegenapplaudierte. Die meisten Anhänger hatten sich fix aus dem Staub gemacht. »Wir haben natürlich gemerkt, dass die Fans sauer sind«, sagte Abwehrspieler Heiko Westermann. »Und es tut mir auch leid, dass wir nicht gut gespielt haben. Aber nach einer schwachen Partie muss man jetzt nicht gleich alles schlecht reden.«
Das Bemühen um ein besseres Ergebnis ist den Spielern nicht abzusprechen. Doch was die Fans erzürnte, war wohl die Einfallslosigkeit, mit der die Arminen gegen hausbackene Wolfsburger nach vorn spielten. Oder wie Kapitän Mathias Hain es formulierte: »Uns haben die Mittel gefehlt, spielerisch vors Tor zu kommen.«
Thomas von Heesen wollte festgestellt haben, dass die Erwartungshaltung des Publikums in die falsche Richtung gehe. »Das Team hat es verdient, weiter so toll unterstützt zu werden wie bisher«, findet der Trainer. »Wir sind doch auch enttäuscht«, sagte von Heesen, der sich deshalb demonstrativ vor die Mannschaft stellte, »weil sie Charakter gezeigt hat«.
Vier Mal 1:0, ein Mal 2:1 und zwei Mal 0:1: Heimspiele des DSC waren in der Rückrunde keine Fußballfeste, die die Fans von den Sitzen rissen. Neben Duisburg hat Bielefeld die wenigsten Treffer erzielt. Und ist trotzdem so gut wie gesichert. Völlig zu Recht sagte darum Thomas von Heesen: »37 Punkte bei drei noch ausstehenden Spielen - es wird wohl heute keiner auf den Tribünen gewesen sein, der das vor der Serie nicht unterschrieben hätte.«
Den Spielern dagegen stand der kritische Umgang mit Leistung und Resultat gegen Wolfsburg gut. Heiko Westermann zum Beispiel sagte: »Nach vorn haben die zwingenden Aktionen gefehlt. Das Herausspielen von Chancen ist ja schon in der gesamten Rückrunde unser Problem.«
Dafür stand nach wie vor der Winterpause die Abwehr um so besser. Duisburg steigt ab, weil der MSV stolze 20 Treffer mehr kassierte als der DSC. Arminia hält die Klasse vor allem deshalb, weil die Abwehr hält. Darum fällt es leicht, über eine nicht so souveräne Defensivleistung beim Spiel gegen Wolfsburg auch recht gelassen hinweg zu sehen. Heiko Westermann unterliefen ungewohnt viele Flüchtigkeitsfehler, Petr Gabriel kam beim spielentscheidenden Foul an Marian Hristov (45.) den entscheidenden Schritt zu spät. Der einwandfreien Elfmeterentscheidung durch Schiedsrichter Manuel Gräfe ließ Miroslav Karhan mit dem sicher verwandelten Strafstoß unmittelbar vor der Pause das Tor des Tages folgen.
Drumherum passierte so wenig, dass die übrigen Chancen kaum der Erwähnung wert sind. Lediglich die hübsche Hackenvorlage des ohnehin sehr um spielerische Linie bemühten Rüdiger Kauf auf Ioannis Masmanidis (84.) hätte einen erfolgreichen Abschluss verdient gehabt. Ein 1:1 wäre aber auch nicht gerecht gewesen. Denn das quantitative wie qualitative Chancenplus erarbeitete sich der VfL Wolfsburg.

Artikel vom 24.04.2006