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Bekundung
von Sympathie
auf allen Seiten

Abschiedskonzert für Christof Pülsch

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Lediglich ein halbes Jahr lang wirkte Christof Pülsch als Stadtkantor an der Altstädter Nicolaikirche. Offenbar jedoch lange genug, um die uneingeschränkte Wertschätzung der Kollegen, des Publikums und des »Jungen Gospelchores« zu erlangen, der unter seiner Leitung in nur kurzer Zeit wieder zu ansehnlicher Größe und Stimmkraft angewachsen ist.

Rückschlüsse solcher Art lassen sich aus dem Abschiedskonzert ziehen, welches die Kantoren-Kollegen -Ê18 an der Zahl -Êder Bielefelder Evangelischen Kirchengemeinden spontan für den scheidenden Pülsch organisiert hatten und das am Samstagabend unter dem Titel »Les Adieux« (Die Abschiede) ein beachtliches, sich aus sämtlichen Generationen zusammensetzendes Publikum in die Neustädter Marienkirche zog.
Das Konzert diente, wie Kirchenmusikdirektorin Ruth M. Seiler in ihrer Begrüßung betonte, in erster Linie dazu, Christof Pülsch musikalische Glück- und Segenswünsche mit auf seinen Weg zu geben.
Zugleich wies die Kantorin in einer bewegt-bewegenden Rede aber auch auf die in guten wie in schlechten Tagen Kraft spendende Wirkung des gemeinsamens Singens und Musizierens im kirchlichen Rahmen hin. Nicht ohne zu verhehlen, dass die professsionelle Kirchenmusik schweren Zeiten entgegen sehe, da immer mehr Stellen gekürzt oder ganz eingespart würden.
Dem ans Publikum gerichteten Appell, für den Erhalt professioneller Kirchenmusik als lebensnotwendigen Bestandteil des kirchlichen Lebens einzustehen, folgte sodann auch eine praktische Lehrstunde mit allen Mitteln der Kunst und die erneute Erkenntnis, dass sich der Wirkungsraum des gesungenen Gotteslobes am Eindringlichsten dort entfaltet, wo profunde Musiker am Werke sind.
Trost und Zuversicht spendete der flugs ins Leben gerufene »Chor der Bielefelder Kirchenmusiker« in kunstvoll ausdifferenzierten Chorälen und geistlichen Liedern von Adam Gumpelzhaimer, Johann Sebastian Bach und Max Reger.
Schaurige Rührung überbrachte Seilers lyrisch gefärbter Sopran mittels »Zwielicht« von Robert Schumann.
Und hell erleuchtete Zuversicht in den Glauben vermittelte der Gospelchor so einfühlsam wie kraftvoll in seinen Beiträgen zum Abschiedskonzert.
Dazwischen empfahlen sich die Kantoren an der Kleuker-Orgel: Peter Ewers mit einer witzig, intelligent und bewegt die Musikgeschichte und -stile zitierenden Eigen-Improvisation, Johannes Vetter mit einem verklärt-verklärenden Satz aus Eric Saties »Messe Des Pauvres« sowie Christof Pülsch daselbst mit zwei Sätzen aus Felix Alexandre Guilmants d-Moll-Sonate op. 61.
Der daraufhin losbrausende Applaus zollte wohl nicht nur einem ausgezeichneten Musiker und Organisten Respekt, sondern auch dem Menschen Christof Pülsch, der offenbar innerhalb kürzester Zeit größte Sympathie erlangen konnte.

Artikel vom 24.04.2006