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830 Apfelsorten wuchsen
in den königlichen Gärten

Erstes Museum über Hofgärtner im Schloss Glienicke

Von Caroline Bock
Berlin (dpa). Sie hatten eine Magd und eine Kutsche. Die preußischen Hofgärtner residierten in den herrschaftlichen Parkanlagen und konnten zuweilen direkt zum König gehen, wenn es etwas zu besprechen gab.

Friedrich der Große (1712-1786) beispielsweise ließ sich extra Bananen züchten, weil das Obst gut gegen seine Gicht sein sollte. Über den Berufsstand des Hofgärtners gibt es viel zu erzählen. Im Schloss Glienicke inmitten der prächtigen Parklandschaft an der Grenze von Berlin und Potsdam öffnet dazu an diesem Samstag ein eigenes Museum, das sich als erstes in Europa mit den Hofgärtnern beschäftigt.
»Es soll ein ganz breites Publikum ansprechen, vom Garten- Interessierten bis zum Fachmann«, sagt Kurator Jörg Wacker. Gezeigt werden in dem Schloss nicht nur die Geschichte des Berufsstandes, sondern auch die Facetten gärtnerischer Arbeit, vom Planzeichnen bis zur Blumenkultur. Es ist eine Reise in eine Zeit, in der in den königlichen Gärten noch 830 Sorten Äpfel gezüchtet und Ananas und Melonen im nicht weit entfernten Schloss Sanssouci serviert wurden.
Glienicke - direkt vor den Toren Potsdams gelegen - entwickelte sich besonders unter Prinz Carl von Preußen (1801-1883) zu einem Schmuckstück in der Kulturlandschaft, bei dem auch Baumeister Karl Friedrich Schinkel seine Spuren hinterließ. Ab 1816 gestaltete Landschaftsgärtner Peter Joseph Lenné den Obstgarten zu einem »Pleasureground«, zum hügeligen Park mit den charakteristischen Sichtachsen.
Anhand von Biografien lernt der Besucher, dass die Gärtner nicht nur mit den preußischen Anlagen, sondern auch durch ihre Reisen mit der Gartenkultur Europas vertraut waren. Das kleine Museum soll künftig in der Zeit von Ostern bis Herbst an den Wochenenden und an Feiertagen geöffnet sein.

Artikel vom 22.04.2006