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Der Streit um
die Tierpension
eskaliert jetzt

Vergiftetes Fleisch in Rogats Garten

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die Bielefelder Polizei geht jetzt davon aus, dass die Auseinandersetzung um die geplante Tierpension eskaliert. Trauriger Höhepunkt: Peter Rogat, dessen Familie sich gegen das von der Aids-Hilfe beantragte Projekt am Schmetterlingsweg 31 wehrt, fand einen verdächtigen Brocken Fleisch in seinem Garten.

Das Fleisch sei von blauen Kristallen bedeckt gewesen, heißt es in der Polizeimeldung. »Rattengift«, mutmaßt Peter Rogat - die chemische Analyse steht allerdings noch aus. Glücklicherweise habe seine Schäferhündin Lena nichts davon gefressen.
Rogat hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Der zuständige Sachbearbeiter des Kriminalkommissariats Ost sagte dem WESTFALEN-BLATT: »Ich halte die Aids-Hilfe für eine seriöse Institution; der Anschlag kommt sicher nicht von dort. Allerdings haben wir hier ein unüberschaubares Umfeld - es lässt sich nicht ausschließen, dass eine Einzelperson Angst erzeugen will.«
Polizeisprecher Martin Schultz sagte, Fälle wie dieser (»versuchte Sachbeschädigung«) seien in Bielefeld äußerst selten. Das Delikt wird laut Strafgesetzbuch mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe geahndet.
Kurz nachdem Peter Rogat Ende 2005 erste Schritte gegen die Tierpension eingeleitet hatte, wurden die Reifen seines Wagen zerstochen. Die Familie erhielt Trauerbriefe mit Todeskreuzen, »und nachts klingelt das Telefon, aber niemand meldet sich«, sagt Rogat, dessen Frau Julia mit den Nerven am Ende ist. »Wenigstens von unseren beiden Töchtern, fünf und neun Jahre alt, halten wir die Sache fern. Aber wenn keiner von uns aufpassen kann, lassen wir sie nicht mehr auf den angrenzenden Spielplatz«, erklärt Rogat.
Sein Anwalt hofft, die Verwaltung werde den Antrag der Aids-Hilfe ablehnen. »Die Stadt weiß: Wenn die Tierpension kommt, kommt auch eine Schadenersatzklage.« Denn dann wäre das Haus der Rogats kaum noch etwas wert. Von den psychischen Folgen gar nicht erst zu reden . . .
Wie berichtet, plant die Aids-Hilfe eine Therapie-Maßnahme für maximal 24 Personen. Bei diesen handelt es sich laut Peter Struck, Geschäftsführer der Aids-Hilfe, entweder um HIV-Infizierte, ehemalige Drogenabhängige, der Beschaffungsprostitution Nachgehende bzw. Langzeitarbeitslose.
Man hofft, diese Teilnehmer weiter qualifizieren zu können, man hofft sogar auf ihre Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt. Auf dem Gelände sollen in einem ehemaligen Wohnhaus, in zwei Holzlagerschuppen, einer Garage und vier noch zu errichtenden Baucontainern bis zu 42 Hunde aller Größen und Rassen, dazu Katzen und Kleintiere aufgenommen werden.

Artikel vom 22.04.2006