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Kommentar
Gazprom-Drohungen

Gefährliche Abhängigkeit


Die Bundesregierung geht davon aus, dass die guten Lieferbeziehungen mit Russland ungebrochen fortgeführt werden. Erschrocken hat man am Freitag auch in Berlin auf die Drohung des russischen Gaskonzerns Gazprom reagiert, Lieferungen nach Europa zu verringern.
Zwar ist im Moment keine Panik angebracht, Gazprom wird es nicht wagen, die bestehenden Verträge zu brechen. Doch die unverblümte Warnung des Gazprom-Chefs Alexej Miller, dem Konzern die Wege zu Beteiligungen in Europa nicht zu verbauen, sollte die Europäer endlich wachrütteln. Miller hat vielleicht etwas anderes bezweckt, doch mehr als deutlich wird damit, wie gefährlich schon heute die Abhängigkeit vom russischen Gas ist. Immerhin bezieht die EU ein Viertel ihrer Gasimporte aus Russland.
Das Schwingen der Energiekeule als politisches Instrument ist kein neues Phänomen. Schon die OPEC-Länder wollten in den 70er Jahren die Europäer damit in die Knie zwingen, und die gegenwärtig extrem hohen Benzinpreise gehen mit der Drohung Irans einher, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist.
Das Gebot der Stunde kann nur lauten, auch andere Lieferanten zu suchen - eine jedoch nur sehr eingeschränkte Möglichkeit. Vernachlässigt worden ist auf jeden Fall der Ausbau alternativer Energien, und womöglich verabschiedet sich Deutschland zu schnell von der Kernenergie. Dirk Schröder

Artikel vom 22.04.2006