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Torejagd wie bei Indianern

Von Sandra Diekmann
Auf dem Rasenplatz an der Uni wird eigentlich Fußball gespielt. Montagabends tummeln sich hier jedoch auch Studenten in Schutzausrüstung und passen sich mit netzartigen »Schlägern« Bälle zu. Sie spielen Lacrosse, eine bei uns recht unbekannte Sportart.

Lacrosse wird so mancher vielleicht aus US-Highschool-Filmen wie »American Pie« kennen. Seit fünf Jahren können Studenten auch in Bielefeld unter Anleitung von aktiven Spielern der Bielefeld Hawks das Spiel mit den Fangnetzen ausprobieren. Im April startete der aktuelle Kursus.
Sportstudent Klaus Wille ist seit den Anfängen von Lacrosse in Bielefeld dabei. 2001 hatte Lehramtsstudentin Judith Kleine das erste Team bei der Bielefelder Turngemeinde (BTG) ins Leben gerufen. Bereits ein Jahr später nahmen ein Herren- und ein Damenteam unter dem Namen Bielefeld Hawks am Ligabetrieb der Norddeutschen Lacrosse-Liga teil. Um neue Leute für Lacrosse zu begeistern, wurde im selben Jahr erstmals ein Kursus im Uni-Sportprogramm angeboten.
In Bielefeld und generell in Deutschland ist Lacrosse noch eine sehr junge Sportart. Die Ursprünge gehen allerdings bis zu den Indianern zurück, die das Spiel bereits in Zeiten vor der Entdeckung Nordamerikas als Kriegsvorbereitung und zur Entscheidung von Stammesstreitigkeiten spielten. In den USA und Kanada entwickelte sich Lacrosse im 19. Jahrhundert zu einem beliebten Collegesport. Schließlich kam es nach Australien und Europa.
Hawks-Spieler Klaus Wille gibt seine mehrjährige Erfahrung Woche für Woche an die Anfänger weiter. »Da die meisten ohne Vorkenntnisse zu uns kommen, ist es zunächst wichtig, das Fangen und Werfen mit dem Schläger zu lernen.« Nach drei bis vier Trainingseinheiten könnten die meisten das aber schon ganz gut. Wer durch das Uni-Angebot gefallen an Lacrosse gefunden hat, kann die Teams der Bielefeld Hawks nach einiger Zeit bei Liga-Spielen unterstützen.
Gespielt wird auf einem Fußballfeld, dass über zwei 1,8 mal 1,8 Meter große Tore verfügt. Diese stehen, ähnlich wie beim Eishockey, innerhalb des Spielfeldes. Die zehn Spieler einer Mannschaft (zwölf bei den Frauen) haben das Ziel, sich den Ball geschickt mit dem Schläger zuzuspielen und ihn in das gegnerische Tor zu werfen. Schnelligkeit, Ausdauer, Ballgefühl, Geschicklichkeit und Durchsetzungsvermögen zeichnen einen guten Spieler aus. Elemente verschiedener Sportarten wie Basketball, American Football, Feld- und Eishockey oder Fußball kommen beim Lacrosse zusammen. Da Bodychecks erlaubt sind, tragen die Spieler eine Schutzausrüstung, die aus Helm, Schulter- und Ellenbogenschützern sowie Handschuhen besteht.
Weniger ruppig geht es beim Damen-Lacrosse zu, denn hier ist jeglicher Körperkontakt verboten, eine Schutzausrüstung ist somit überflüssig. Monika David ist ganz neu dabei. Über einen Infostand in der Uni-Halle sei sie auf den Ballsport aufmerksam geworden, erzählt die 21-jährige Studentin der Literaturwissenschaft und Linguistik. Auch wenn bei der ersten Trainingseinheit noch nicht alles geklappt hat: »Es hat viel Spaß gemacht.« Auch die anderen Neulinge wollen wiederkommen. Das hat Klaus Wille auch nicht anders erwartet: »Wer einmal Blut geleckt hat, springt nicht wieder ab.«

Artikel vom 03.05.2006