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Kultur gehört zur Uni einfach dazu

Eine Menge Kultur ist an der Bielefelder Universität zu finden. Nicht zuletzt das Ästhetische Zentrum sorgt immer wieder für interessante Veranstaltungen und Projekte. Doch nehmen diejenigen, die an der Uni studieren, zwischen Seminaren und Vorlesungen auch wahr, was da nicht zuletzt für sie angeboten wird? Wie wichtig ist den Studenten selbst Kulturelles? Laura-Lena Förster fragte nach.

Sonja Butenuth (23), die Englisch und Deutsch studiert, findet es gut, dass die Uni auch ein kulturelles Programm anbietet. Genutzt hat sie es aber noch nicht. »Vor zwei Jahren wollte ich mir die ÝNacht der KlängeÜ anschauen, aber irgendwie bin ich darüber hinwegkommen«, sagt sie, die sich selbst als kunstinteressiert bezeichnet. »Fotografien mag ich am liebsten.«
Auch Katharina Sölter (20) hält die Uni nicht nur für einen Ort zum Studieren. »Seit dem zweiten Semester singe ich im Chor. Im ersten war das noch nicht möglich, weil ich täglich von Bückeburg nach Bielefeld gependelt bin«, erzählt die Studentin der Geschichts- und Erziehungswissenschaften.
Ein Problem, das auch Irina Radke kennt, schließlich stammt sie ebenfalls aus Bückeburg. Seit sie in Bielefeld wohnt, hat die 20-Jährige Zeit, sich der Kultur zu widmen. »Ich singe im Chor, spiele im Theaterstudio mit und habe mir das Tanztheater schon angeschaut«, sagt sie, die sich mit Germanistik und Erziehungswissenschaft beschäftigt. Der Termin für die »Nacht der Klänge« ist notiert. Der Newsletter des Ästhetischen Zentrums hält sie auf dem Laufenden.
Mathe-Studentin Daniela Rudau (22), die in Bielefeld wohnt, würde gerne aus einem größeren kulturellen Angebot wählen können. Auch internationaler dürfte es sein. »Musik und Theater höre und sehe ich gerne, mit Vorträgen kann ich nicht viel anfangen«, sagt sie. Eine Meinung, in der sie auch die vergangene »Originale« bestätigte. »Das Theater hat mir gefallen, die Kunst weniger.«
Unter einer Universität versteht auch Conny Winkler (23), angehende Diplom-Soziologin aus Bielefeld, mehr als nur einen Raum zum Lernen. »Alles, was darüber hinaus passiert, nehme ich wahr. Generell sollten die Studenten sich mehr beteiligen, nicht nur kulturell, sondern auch politisch. Wofür gibt es schließlich kreativen Protest?«
Benjamin Dieckmann (23), der Chemie studiert, bezeichnet sich als »Kulturbanause«. »Keine Ahnung, was die Uni veranstaltet«, sagt er. Das einzige, was unter Kultur fällt und ihn reizt, ist die Radiosendung »Alpha Centauris« im Bayrischen Rundfunk. »Ein theoretischer Physiker erklärt dort das Universum«, sagt er. »Kurz vorm Einschlafen höre ich mir das im Internet an, wenn nichts Gutes im Fernsehen läuft.«
Von dem kulturellen Programm hat auch Sonja Liebing (30), Promotionsstudentin der Literaturwissenschaft, fast nichts mitbekommen. Nicht aus Desinteresse, sondern weil sie die gesamte Studienzeit über von Hamm nach Bielefeld gependelt ist und es auch heute noch tut. »Es war eine bewusste Entscheidung. Ich habe mein Zentrum woanders und nutze die Uni eben nur zum Lernen.«
Claudia Wichert (21) kommt aus Dortmund, wohnt aber in Bielefeld. Vom Kultur-Angebot des Ästhetischen Zentrums ist sie, die Mathe, Kunst und Musik auf Bachelor studiert, begeistert. »Wenn nicht gerade wieder irgendwelche Plakate abgehängt werden.« Selbst ihre Freunde aus Dortmund hat sie schon zur »Nacht der Klänge« mitgenommen. »Ich spiele mit dem Gedanken, selbst etwas auszustellen. Leider lässt mir das Studium bislang keine Zeit.«
Celia Haßmann (31) ist dafür, dass die Uni den Studenten die Möglichkeit bietet, sich kulturell einzubringen. Für sie selbst kommt es aber derzeit nicht in Frage, ein Angebot zu nutzen. »Meine Lage ist einfach eine andere. Ich bin verheiratet und habe einen Sohn. Da versuche ich, so schnell wie möglich nach Hause nach Marienfeld zu kommen«, sagt sie, die auf ihren Bachelor in Germanistik und Erziehungswissenschaft hinarbeitet.
Was man an der Uni Bielefeld außerhalb des Studiums machen kann, damit hat sich Boris Zippel (21) aus Borgholzhausen noch nicht beschäftigt. Er studiert im ersten Semester Germanistik und Philosophie. »Wenn ich an einer Veranstaltung teilnehmen würde, dann eher an einer politischen als an einer kulturellen.« An der Uni Oldenburg habe er sich beispielsweise eine Podiumsdiskussion zur Leitkultur angehört. »Die war sehr inter-essant.«

Artikel vom 03.05.2006