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Sanitas-Manager unter Verdacht

Strafverfahren wegen Insolvenzverschleppung - sieben Beschuldigte

Von Ernst-Wilhelm Pape
Salzkotten/Bielefeld (WB). Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelt gegen sieben Verantwortliche der Sanitas AG (Oelde/Salzkotten) wegen Insolvenzverschleppung und Verstoßes gegen das Aktiengesetz.
Alle vier Altenheime im Fall Sanitas, unser Bild zeigt das Haus in Gütersloh, sind sehr gut belegt.

Ermittlungsverfahren in Sachen Sanitas waren auch von der Staatsanwaltschaften Paderborn und Münster eingeleitet worden. Diese Verfahren wurden nach Bielefeld abgegeben. Ein Abschluss der Ermittlungen sei derzeit nicht absehbar, sagte gestern Oberstaatsanwalt Harald Krahmüller.
Die Sanitas AG, Planer und Betreiber von Sozialimmobilien, ist zahlungsunfähig. Derzeit wird vom Amtsgericht Münster die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens (Konkurs) geprüft. Gläubiger sind in erster Linie Banken und Firmen. Die Forderungen belaufen sich nach Informationen dieser Zeitung auf 13,5 Millionen Euro.
Die Sanitas AG war in Ostwestfalen-Lippe Eigentümer von vier Altenheimen. Vor dem Insolvenzantrag waren die Altenheime in Rödinghausen im Kreis Herford (67 Pflegeplätze/40 Mitarbeiter) und Gütersloh (103 Pflegeplätze und 27 Wohnungen/70 Beschäftigte) verkauft worden. Das Heim in Gütersloh gehört jetzt der Seniorenhaus am Alten Domhof GbR und das Heim in Rödinghausen der Seniorenhaus Am Kurpark GbR. Die Geschäftsführung der neuen Gesellschaften wiederum hat die Firma MKS Seniorenheim GmbH in Salzkotten (Kreis Paderborn) übernommen. Um nicht weiterhin mit der Sanitas in Verbindung gebracht zu werden, werde das Heim in Rödinghausen von der Habitat Zur Wehme GmbH und das Heim in Gütersloh von der Habitat Am Park GmbH betrieben, sagte Rüdiger Baranowski, kaufmännischer Berater der MKS, dieser Zeitung.
Baranowski, war ebenso wie die MKS-Geschäftsführer Rainer Uellendahl und Günter Möller, vormals für die Sanitas AG aktiv. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft richten sich gegen Baranowski, wie auch gegen Uellendahl und Möller. Auch gegen den den ehemaligen Sanitas-Vorstandsvorsitzenden Manfred Gothe wird ermittelt. Zu den Beschuldigten gehören ferner der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende der Sanitas, ein weiteres Aufsichtsratsmitglied und ein Rechtsanwalt.
Zum Vermögen der Sanitas zählt noch ein Altenheim in Borgentreich im Kreis Höxter (40 Pflegeplätze und 32 Wohnungen/40 Mitarbeiter) und ein Altenheim in Spenge-Lenzinghausen im Kreis Herford (60 Pflegeplätze und 19 Wohnungen). Das Heim in Spenge ist an die Firma Life Care vermietet und wird am 3. November zwangsversteigert. Der Verkehrswert wird mit 8,25 Millionen Euro angegeben. Der Sanitas gehört ferner ein Grundstück in Versmold (Kreis Gütersloh) und ein Einkaufszentrum in Muldenstein bei Halle (Sachsen-Anhalt). Auch das Einkaufszentrum soll zwangsversteigert werden. Baranowski geht davon aus, dass das Insolvenzverfahren mangels Masse eingestellt wird. Ferner räumte Baranowski ein, dass die Sanitas AG aufgrund des schnellen Wachstums viele Fehler gemacht habe. Diese Fehler, wie mangelnde finanzielle Stabilität, würden die neuen Altenheimbetreiber nicht wiederholen.

Artikel vom 21.04.2006