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558 Namen auf 11 Seiten veröffentlicht

Gefangene in der US-Festung Guantanamo kommen aus 40 Ländern

Washington (Reuters). Die USA haben wie von einem Gericht angeordnet die Namen und Staatsangehörigkeiten von 558 Häftlingen ihres Stützpunktes im kubanischen Guantanamo veröffentlicht.
Die Liste ist elf Seiten lang und enthält nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums auch die Namen von Gefangenen, die inzwischen von Guantanamo weggebracht worden seien. Die Männer gelten als Terror-Verdächtige und sind als »feindliche Kämpfer« eingestuft, was ihnen alle Rechte verwehrt, die Kriegsgefangenen zustehen. Die meisten von ihnen wurden in Afghanistan festgenommen.
Die größte Gruppe der aufgelisteten Häftlinge stammt mit 132 Männern aus Saudi-Arabien, gefolgt von 125 Afghanen und 107 Jemeniten. Die Gefangenen kommen aus 40 Staaten und dem palästinensischen Westjordanland. Unter ihnen sollen sich auch hochrangige Taliban befinden. Auch in der jüngsten Veröffentlichung sollen nach Agenturberichten noch Namen fehlen. Insgesamt würden dort sogar 750 Gefangene festgehalten.
»Diese Informationen hätten schon vor langer Zeit veröffentlicht werden sollen, und es ist ein Skandal, dass das nicht geschehen ist«, erklärte der juristische Direktor vom Zentrum für Verfassungsmäßige Rechte in New York, Bill Goodman.
Die Liste umfasst unter anderem die Namen des ehemaligen Stabschefs im Verteidigungsministerium Afghanistans, Mullah Mohammed Fazil, sowie der Vertreter des Geheimdienstes der Taliban, Abdul Haq Wasiq und Gholam Ruhani.
Unbekannter ist ein saudischer Staatsbürger namens Muhammed al-Qahtani. Er wird beschuldigt, als 20. und damit letzter Flugzeugentführer des 11. September 2001 eingeplant gewesen zu sein.
Die USA haben bislang nur gegen jeden zehnten der 558 genannten Häftlinge Anklage erhoben. Viele der Insassen in dem international umstrittenen US-Stützpunkt an der Südostküste Kubas werden seit mehr als vier Jahren festgehalten. In 38 Fällen kamen die Ermittler zu dem Schluss, dass die Häftlinge nicht länger eine Gefahr darstellten. 29 von ihnen wurden freigelassen.
Seit Anfang 2002 ist in Guantanamo auch der Türke Murat Kurnaz aus Bremen inhaftiert. Der 23-Jährige war 2001 während eines Pakistan-Aufenthalts festgenommen und den US-Behörden übergeben worden.
Das Verteidigungsministerium in Washington hat sich der Publikation lange mit Sicherheitsbedenken widersetzt. Die Extremisten-Organisation El-Kaida müsse im Unklaren darüber gehalten werden, wer in der Hand der USA sei, hieß es zur Begründung. Die USA haben das Gefängnis außerhalb ihres Territoriums nach den Anschlägen am 11. September 2001 eingerichtet, für die die El-Kaida verantwortlich gemacht wird. In den vergangenen Monaten hat sich der Druck auf die USA erhöht, das Lager aufzulösen. Auch die Bundesregierung hat sich dieser Forderung angeschlossen.

Artikel vom 21.04.2006