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Hanseatische Gelassenheit

»Lake« überzeugten im »Movie« mit intelligentem Rock-Jazz-Funk-Mix

Von Klaus Gosmann
Bielefeld (WB). Die Zuschauermenge beim Konzert der Hamburger Band »Lake« im »Movie« war überschaubar, die Musik der 70er Jahre-Kultgruppe jedoch komplex wie eh und je.

20 Jahre nachdem die Formation um den Ausnahme-Gitarristen Alex Conti ihr letztes Studio-Album veröffentlicht hat, befindet sich das Quintett momentan auf ausgedehnter Deutschland-Tour, um die brandneue CD »The blast of silence« live - ohne Netz und doppelten Studioboden -Êvorzustellen. Die Leineweberstadt steuerte der hanseatische Fünfer nicht zuletzt aus dem Grund an, weil mit Schlagzeuger Mickie Stickdorn auch ein ehemaliger Bielefelder mit an Bord ist.
Vom verbliebenen Lokalpatriotismus zeugte ein »Arminia«-T-Shirt, von der Spielklasse der Musiker ein Auftritt, der eine wohlausgewogene Mischung aus neuen Kompositionen wie dem sonnig-rockig daherkommenden »Let's go to china« und älteren »Lake«-Perlen enthielt. Das angegospelte »Jesus came down« widmete Sänger Mike Starrs seinem 1991 verstorbenen Vorgänger James Hopkins-Harrison, dessen souliger Phrasierung er erstaunlich nahe kommt: Vielleicht ist die Ähnlichkeit des Gesangs der gemeinsamen schottischen Herkunft geschuldet. Auch andere Klassiker wie »On the run« wussten zu überzeugen. Außerdem coverten die Bühnenroutiniers mit »Dirty laundry« eines der besten Stücke der »Eagles«-Legende Don Henley und mit »Black Friday« sowie »Josie« gleich zwei Titel der Intelligenz-Rocker von »Steely Dan«.
Letzteres Duo zählt neben den »Beach Boys« und den »Doobie Brothers« zu den musikalischen Favoriten des dienstältesten Mitglieds Alex Conti. Sein wohlgeschulter Kennerblick verbietet es ihm allerdings, eine dieser drei amerikanischen Musik-Institutionen zu bevorzugen: »Man kann das spielerische Können der ÝSteely DanÜ-Leute, die ja viele Jazz-Cracks einkaufen, nicht mit dem der ÝBeach BoysÜ gleichsetzen«, so der 54-Jährige gegenüber dem WESTFALEN-BLATT, »auf der anderen Seite sind die Gesangsarrangements der ÝBeach BoysÜ für ÝSteely DanÜ unerreichbar.« An den »Doobie Brothers« schätze er hingegen die »unglaublichen Songs«.
Und eben dieser zeitlose Mix aus subtilen Jazz-Anleihen, lässigen Funk-Rhythmen, Harmonie-Gesang wie von der US-Westküste sowie druckvollem Rock schleicht sich immer noch gnadenlos in die Gehörgänge ein.

Artikel vom 22.04.2006