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Das Ende einer langen sieglosen Durststrecke

Formel 1: Ferrari-Pilot gewinnt in Imola vor Alonso

Imola (dpa). Michael Schumacher ist wieder da. Mit seinem ersten »echten« Formel-1-Sieg seit eineinhalb Jahren hat der Rekordweltmeister beim Ferrari-Heimspiel seine Aufholjagd gestartet und WM-Spitzenreiter Fernando Alonso (Renault) in einem Krimi zwei Punkte im Titelkampf abgenommen.

»Der Sieg ist verdient. Wir freuen uns ganz riesig«, sagte der Formel-1-Senior und nahm seinen Chef Luca di Montezemolo in den Arm. »Ferrari ist wieder da. Michael hat deutlich gemacht, dass er immer noch der beste Fahrer ist«, jubelte der Fiat-Manager.
Nach dem 85. Karrieresieg des 37-jährigen Schumacher, der sich mit der 66. Pole-Position in seinem 236. Grand Prix am Vortag in der Qualifikation den letzten wichtigen Formel-1-Rekord geholt hatte, beträgt der Rückstand des siebenmaligen Weltmeisters auf den aktuellen Titelträger aus Spanien nur noch 15 Punkte. »Wir waren nie weg von der WM, aber jetzt sieht es punktemäßig besser aus«, sagte Schumacher nach dem Rad-an-Rad-Duell mit Alonso.
Für seinen siebten Sieg beim Großen Preis von San Marino vor dem Spanier und dem Kolumbianer Juan Pablo Montoya im McLaren-Mercedes waren vor allem der stärkere Motor und die aerodynamischen Verbesserungen am Ferrari ausschlaggebend. »Das war ein Traumresultat für uns. Erst die Pole, dann der Sieg. Es war ein irrsinniges Wochenende mit jeder Menge Arbeit«, sagte Schumacher.
Vor dem Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring am 7. Mai liegt Alonso mit 36 Punkten zwar weiter an der Spitze. Doch Schumacher verbesserte sich nach den beiden schwachen Rennen in Malaysia und Australien mit 21 Zählern auf Platz zwei vor dem in Imola fünftplatzierten Kimi Räikkönen (18) im zweiten Silberpfeil sowie den mit 15 Zählern punktgleichen Montoya und Teamkollege Giancarlo Fisichella (Italien). »Acht Punkte sind perfekt für mich. Ich habe Räikkönen und Fisichella weiter distanziert. Am Ende habe ich deshalb nichts mehr riskiert«, sagte der zweimalige Saisonsieger Alonso.
Während Schumacher nach der Zieldurchfahrt in 1:31,06486 Sekunden den Daumen in die Höhe streckte, endete das vierte Saisonrennen für Ralf Schumacher, Nico Rosberg und Nick Heidfeld enttäuschend. Toyota-Pilot Ralf Schumacher wurde Neunter, Rosberg im Williams Elfter und Heidfeld im BMW kam nur auf Rang 13. In der Fahrerwertung ist Ralf Schumacher mit sieben Punkten WM-Achter, Heidfeld (5) Zehnter, Neuling Rosberg (2) 13.
Auf den 62 Runden über die Gesamtdistanz von 305,609 Kilometern nutzte Schumacher die Gunst der Stunde. 560 Tage nach dem letzten »richtigen« Erfolg am 10. Oktober 2004 in Japan spielte er seine ganze Routine aus. Nachdem der siebenmalige Titelträger im Vorjahr beim Rennen in Indianapolis, als die Michelin-Teams nicht an den Start gefahren waren, nur einen Grand Prix gewinnen konnte, ist er wieder konkurrenzfähig. 2,096 Sekunden fuhr er vor Alonso durch das Ziel, den er geschickt in Schach hielt und damit die Revanche für die Niederlage im Vorjahr schaffte.
In der 21 Runde kam Schumacher erstmals als Spitzenreiter an die Box. Vier Runden später tankte sein Rivale und holte danach auf. In der 41. Runde setzte der Spanier zum Überholmanöver an, doch Schumacher konterte. »Wir hatten nach dem ersten Stopp Probleme, das müssen wir noch analysieren«, sagte er. Wenig später die Entscheidung. Alonso kam zuerst an die Tankstelle, doch die Ferrari-Strategen reagierten schnell: Schumacher holte sich eine Runde später neue Reifen und verteidigte seinen Vorsprung.

Artikel vom 24.04.2006