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England und USA stark interessiert

Fachhochschule zeigt ihre Spitzentechnologie bei der Hannover-Messe


Von Matthias Meyer zur Heyde und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). In Deutschland erdacht, konstruiert und serienreif gemacht - im Ausland eingesetzt. Wieder einmal verhindert deutsches Bürokratentum die Nutzung revolutionärer Technik. Die stammt in diesem Fall aus der Fachhochschule Bielefeld und wird bei der Hannover-Messe präsentiert.
In Niedersachsens Hauptstadt stellt die FH vom 24. bis zum 28. April vier Projekte vor, die Bielefelds hohe wissenschaftliche Kompetenz beweisen. Weltweit einzigartig ist ein von Prof. Reinhard Kaschuba und den Jungingenieuren Albert Mielke und Daniel Wagner konzipiertes Steuerungssystem, das kleine Luftkissenfahrzeuge (Hovercraft) extrem manövrierfähig macht (Messehalle 15, Stand D07; Firma »Festo«).
Die Feuerwehr könnte den bis zur Serienreife entwickelten Prototyp bei Rettungsaktionen auf Wasser und Eis einsetzen; auch zum Eisbrecher taugt das etwa zwei Meter lange, zweisitzige Gefährt. Die USA und England haben Interesse bekundet. »Hier jedoch steht die Straßenverkehrsordnung einem Einsatz im Wege«, bedauert Kaschuba.
Zweite Neuheit made in Bielefeld ist ein von Prof. Ulrich Kramer und seinen Studenten entwickeltes Programm, das die Fahrsicherheit im Auto erhöhen hilft. »Wir lenken dorthin, wohin wir sehen«, erklärt Kramer. Also braucht es Technik, die des Fahrers »Explorationsverhalten« (Informationsaufnahme und -verarbeitung) unterstützt. »Wir kennen jetzt den Kreis, den der Fahrer überblickt - eine wertvolle Information für die Entwicklung neuartiger Leuchtentechnik.«
Drittes FH-Bielefeld-Projekt ist ein Verfahren zur Darstellung detailreicher 3-D-Objekte auf dem Bildschirm. Professor Roland Friedrich und seine Studenten scannen das Objekt und kombinieren zweidimensionale Einzelbilder im »Silhouettenschnittverfahren«. »Wir stellen sowohl die Farbe des Objekts als auch die Beschaffenheit seiner Oberfläche dar - dafür brauchte man bisher von Hand viele Stunden«, erklärt Friedrich.
Im vierten Projekt stellen Prof. Christian Schröder und seine Studenten eine Software vor, mit deren Hilfe (Heim-)Computer weltweit vernetzt werden können. »Viele Einzelkapazitäten werden gebündelt, um hochkomplexe Berechnungen durchzuführen, was sonst nur die Supercomputer schaffen», erklärt Schröder. Der Clou: Der private und der Firmen-PC werden nur in den inaktiven Stand-by-Phasen genutzt.
Alle Forschungen wurden von der »Kompetenzplattform Vernetzte Simulationen« koordiniert, die in Messehalle 2, Stand C36 zu finden ist. Dort werden auch die Projekte 2 bis 4 gezeigt. »Wir hoffen in Hannover finanzstarke Partner zu finden. Die Messe soll als Kontaktbörse zur Wirtschaft fungieren«, sagte gestern Prorektor Karl-Ulrich Kettner.

Artikel vom 21.04.2006