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Tierpension wird
kritisch gesehen

Aids-Hilfe und Stadt sprechen heute


Von Matthias Meyer zur Heyde
Oldentrup (WB). Überraschend führen heute städtische Verwaltung und Bielefelder Aids-Hilfe ein Gespräch. Der Antrag auf Errichtung einer Tierpension am Schmetterlingsweg werde »kritisch« gesehen, heißt es.
»Hier ein Wohnhaus - direkt daneben eine Tierpension: Gerade hier ist genaueste Prüfung Pflicht«, sagte Bauordnungsrechtler Dieter Lohmeier dem WESTFALEN-BLATT. Dass das ungewöhnlich lange andauernde Verfahren zur Chefsache erklärt wird, scheint in der Verwaltung ausgemacht zu sein.
»Zweifel«, ob die von der Aids-Hilfe beantragte Tierpension funktionieren kann, hegt man auch an anderer Stelle: bei Tierschützern. »Tierpflege will gelernt sein«, sagt Stephanie Elsner vom Bundesverband »Menschen für Tierrechte«. Wenn man die Charaktere von Hunden nicht richtig einschätze, »stresst das sowohl die Tiere als auch das Personal.«
Fachleute nehmen die angekündigte Aufnahme verschiedener Tierarten mit Befremden zur Kenntnis. »Seriöse Tierpensionen konzentrieren sich auf nur eine Spezies«, meint Stephanie Elsner. Das Personal müsse auf Zack sein, wenn es die extrem stressende Zufallsbegegnung von Hund und Katze oder Katze und Hamster vermeiden wolle. »Da darf ja nicht mal eine Tür offenstehen.«
Der stetig wechselnde Tierbestand berge weitere Probleme: Die Hunde fechten ihren Rang aus - lautstark, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Auch deshalb wehren sich Peter und Julia Rogat, die mit ihren beiden Töchtern Zaun an Zaun mit dem Aids-Hilfe-Projekt leben, gegen die Pension.
Noch eine Unwägbarkeit: »Viele Besitzer holen ihre Tiere nie wieder ab«, berichtet Stephanie Elsner. Entweder weil der - ältere - Halter, der seinen Hund wegen Krankheit abgegeben habe, unerwartet verstarb. Oder der Mensch »verzieht unbekannt«, nachdem er in der Pension falsche Personalangaben hinterlassen hat. »Das verursacht einen immensen Aufwand - auch juristische Prüfarbeit.«
l Die vier Rogats haben gestern einen zweiten anonymen Trauerbrief erhalten: zwei große und zwei kleine Kreuze. Ihre Bestürzung kann man sich ausmalen.

Artikel vom 20.04.2006