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»Windel-Wehr«
als Schutz für
das Flachslager

Löschabteilung besteht 85 Jahre

Senne (WB/mp). Mit einem »Tag der offenen Tür« feiert die Betriebsfeuerwehr Windel am Samstag, 13. Mai, ihr 85-jähriges Bestehen. Von 10 bis 19 Uhr ist das Gerätehaus an der Wilhelmsdorfer Straße zugänglich. Ein Unterhaltungsprogramm mit spektakulären Show-Vorführungen, einer Brandschutzschulung der Firma Fodak, Verpflegungsständen, Verlosung und Kinderspielen soll Besucher bei Laune halten.

Hans-Jürgen Francois, Leo Thoms, Frank Trüggelmann, Cornelius Meyer-Stork, Wolfgang Kirschner, Axel Rohner, Uwe Tews, Birgit Lange, Anja Schneider, Stefan Burgardt, Gregor Borecki, Heiko Francois, Michael Kuschel, Thorsten-Simon Thoms und Marco Siedlaczek - das sind die 15 Aktiven der Betriebsfeuerwehr im freiwilligen Dienst. Dazu kommen 17 Kameraden der Ehrenabteilung sowie drei passive Mitglieder. Zum Fahrzeugpark gehören aktuell ein Magirus-Tanklöschfahrzeug TLF 16/25, eine Magirus-Drehleiter DLK 23/12 und VW-Mannschaftstransporter MTW sowie als Oldtimer die Drehleiter Opel-Blitz DL 18 des Jahrgangs 1955.
Die Gründung der Werksfeuerwehr erfolgte offiziell am 1. April 1921 durch Gustav Windel (1873 bis 1954). Über die Hintergründe der Aufstellung einer eigenen Wehr ist wenig bekannt. Naheliegend erscheint als Anlass, dass die Werksanlagen nach dem ersten Weltkrieg ausgeweitet wurden und Windelsbleiche außerdem den Zuschlag als zentraler Strohverarbeitungsbetrieb für den im Minden-Ravensberger Land angebauten Flachs bekam, was zur Lagerung großer Mengen des brennbaren Materials auf dem Gelände führte.
Als erster Wehrführer fungierte Betriebsingenieur Heinrich Niewald, unter dessen Regie 20 Freiwillige ihren Dienst begannen. Die maschinelle Erstausstattung bestand aus einem Magirus-Leiterfahrzeug sowie einer Motorspritze, zwei Schlauch- und einem Steigerwagen (Pritsche mit manueller Drehleiter). Bis auf den Magirus-Leiterwagen besaß keines der Fahrzeuge einen Antrieb, sondern wurde von Hand oder mit Pferdekraft gezogen.
Am 1. Oktober 1922 übernahm Wilhelm Wedemann im Alter von 32 Jahren die Leitung der Werksfeuerwehr und behielt diese Position über 35 Jahre bis 1958 inne. Der verdienteste aller Windel-Feuerwehrleute wurde später zum Kreisbrandmeister berufen.
1928 traf die erste Autospritze ein, so dass nun im Alarmfall sofort ausgerückt werden konnte, ohne erst für die Motorspritze ein Zugfahrzeug besorgen zu müssen. Die Förderleistung war mit 1200 Litern pro Minute für die damalige Zeit beachtlich. Zu Kriegsbeginn gehörten der Werksfeuerwehr 36 Aktive an, von denen 19 zur Wehrmacht einberufen wurden.
1946 begann der Wiederaufbau der Werksfeuerwehr unverzüglich, so dass innerhalb von zwei Jahren die Vorkriegsstärke annähernd wiederhergestellt war. 1952 bekam die Werksfeuerwehr das erste Tanklöschfahrzeug im Landkreis Bielefeld, und 1955 die besagte eine Opel-Drehleiter DL 18, die noch im Einsatz ist.
Wedemann erhielt 1954 das Feuerwehr-Ehrenkreuz Erster Klasse und übertrug 1958 die Wehrführung an seinen Stellvertreter, Oberbrandmeister Hermann Laker. Dem folgte 1966 Oberbrandmeister Karl-Heinz Behrens, der es am 2. Mai 1985 mit dem größten Feuer in der Firmengeschichte zu tun bekam: Eine von 18 Holzbaracken des Rohwarenlagers war in Brand geraten, die Flammen griffen schnell auf zwei Nachbar-Hallen über. Im Einsatz waren 113 Feuerwehrleute, die die Flammen zwar schnell unter Kontrolle hatten, aber letztlich knapp drei Wochen brauchten, um die immer wieder aufglimmenden Stoffballen gänzlich zu löschen. Durch die Zerstörung von 1200 Quadratmeter Hallenfläche und die darin lagernde Ware entstand ein Sachschaden von acht Millionen Mark.
Der 1974 gegründeten Jugendfeuerwehr gehörten zeitweise bis zu 18 Mitglieder an. Es handelte sich um Auszubildende des Textilbetriebes, die vor allem unter Anleitung des damaligen Unterbrandmeisters Helmut Schischke an die Feuerwehraufgaben herangeführt wurden.
Als Wehrführer folgten auf Karl-Heinz Behrens 1988 Hauptbrandmeister Johann Dierkes und 1995 Hauptbrandmeister Heinrich Brechmann. Seit 2001 steht die Werkfeuerwehr unter der Leitung des Unterbrandmeisters Cornelius Meyer-Stork, einem Bruder des Windel-Geschäftsführers Dr. Sebastian Meyer-Stork.

Artikel vom 20.04.2006