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Bohse hofft auf Studenten-Oscar

»Das Maß der Dinge« im Finale - Entscheidung fällt am 10. Juni


Tübingen (dpa). Der deutsche Anwärter auf den Studenten-Oscar freut sich über seine Nominierung, sieht den plötzlichen Ruhm aber gelassen. »Ich stehe dem Ganzen so bescheiden wie möglich gegenüber«, sagte Sven Bohse aus Tübingen. Der Abschlussfilm des 28-Jährigen an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg gehört zu den fünf internationalen Beiträgen, unter denen die Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Hollywood bis zum 10. Juni den Siegerfilm für den Studenten-Oscar auswählt. Bohse tritt gegen Konkurrenten aus Dänemark, Südafrika, Polen und Spanien an.
»Das Maß der Dinge« erzählt in 36 Minuten von einem Koch, der das Rezept für eine perfekte Suppe sucht. »Der Film ist eine Metapher über Künstler«, sagte Bohse. »Das ist eins zu eins übertragbar auf alles andere, was mit dem Kreieren zu tun hat, sei es Malerei oder Musik: Es ist der Zwiespalt zwischen dem eigenen Geschmack und dem der Gäste.«
Bohse studierte von 2000 bis 2005 Szenischen Film an der Filmakademie. Auf den Geschmack zum Filmemachen war er bei einer längeren USA-Reise gekommen. »In Los Angeles habe ich bei einer abgehalfterten Filmproduzentin gewohnt«, erzählte Bohse. »Mit der saß ich abends zusammen und sie hat mir von dem Geschäft erzählt.« Als Vorbild nennt Bohse den US-amerikanischen Regisseur Martin Scorsese, der unter anderem »The Aviator« mit Leonardo DiCaprio drehte. »Weil er eine sehr bildgewaltige und lebendige Erzählweise hat und trotzdem sehr nah an den Personen ist.«
Bei einer weiteren Reise entwickelte Bohse die Geschichte zu »Das Maß der Dinge«. »Die Idee kam zu Stande, als ich in Kuba am Strand saß und das Buch eines amerikanischen Kochs las.« Seine Freundin habe Bohse geraten, doch einmal etwas über Köche zu drehen. »Man kann den Film ansatzweise ernst nehmen, aber er hat einen heiteren Unterton«, sagte Bohse: »Er ist eine Dramödie.«

Artikel vom 20.04.2006