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Die Geschichte
einer Illusion

Dreiteiler über den Kommunismus

ARD, 23.45 Uhr: Er sollte die Menschen befreien - und hat sie tatsächlich millionenfach unterdrückt: »Der Kommunismus - Geschichte einer Illusion« heißt denn auch die dreiteilige Dokumentation, die das Erste von heute an jeweils donnerstags um 23.45 Uhr ausstrahlt.
Verpasste den Anfang: Revolutionsführer Lenin.

Der im August 2005 gestorbene Politiker und Medienwissenschaftler Peter Glotz und der Autor und Regisseur Christian Weisenborn stellen in ihrem Film die Menschen und Ereignisse vor, die zum Aufstieg einer politischen Idee und zum Zerfall eines Imperiums beitrugen. Sie erzählen die Geschichte des Kommunismus von der russischen Revolution 1917 bis zum Rücktritt des letzten kommunistischen Präsidenten der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, 1991.
Glotz und Weisenborn wollen keine Ideengeschichte referieren, sondern die tatsächlichen Geschehnisse des 20. Jahrhunderts darstellen. Dazu greifen sie auf historisches Filmmaterial zurück und lassen Experten und Zeitzeugen zu Wort kommen. Im ersten Teil »Sieg der Revolution« wird heute der Kontrast zwischen der auch vom großen Regisseur Sergej Eisenstein mitgeprägten Legende und der Wirklichkeit deutlich. Während in Eisensteins Film »Oktober« Lenin an der Spitze der revolutionären Massen das Winterpalais in St. Petersburg stürmt, war der Führer der Kommunisten beim Auftakt der russischen Oktoberrevolution überhaupt nicht dabei. Es ist auch kein großer Sturm, sondern ein kleiner Handstreich, mit dem sich bewaffnete Bolschewiken an die Macht putschen. Es ist ein Umsturz, der - so der Schriftsteller Wolfgang Leonhard - »von der Mehrheit der Bevölkerung nicht bemerkt wird«.
Gleichwohl festigt Lenin seine Macht, beendet den Krieg mit Deutschland und siegt im Bürgerkrieg. Doch an die Stelle der »Diktatur des Proletariats« tritt schnell die Diktatur der Parteiführung. Statt einer klassenlosen Weltgesellschaft als Ergebnis der Weltrevolution bleiben Revolutionen in anderen Ländern aus. In Deutschland werden die charismatischen Kommunistenführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet, auf das Kaiserreich folgt eine parlamentarische Demokratie.
Der zweite Teil, »Aufstieg zur Supermacht«, beginnt mit der Schreckensherrschaft von Lenins Nachfolger Josef Stalin und seinem blutigen Terror. Zum Abschluss der Reihe zeigt der dritte Teil, »Zerfall der Macht«, wie die Erfolge der Sowjetunion in der Raumfahrt und in der militärischen Aufrüstung letzten Endes in den Zerfall des Imperiums münden.

Artikel vom 20.04.2006