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Gazprom-Drohung
verärgert Berlin

Drosselung der Lieferungen?

Berlin (dpa). Kurz vor dem deutsch-russischen Gipfeltreffen hat der russische Energiekonzern Gazprom mit seinen Drohgebärden die Bundesregierung verärgert. Drohungen seien nicht hilfreich und dienten nicht dem Ausbau guter Energiebeziehungen, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.
Michael Glos mahnt zur Besonnenheit.
Gazprom hatte angekündigt, den Gashahn nach Westen teilweise zudrehen zu wollen, falls die Expansionspläne des Unternehmens in Europa blockiert würden. Der halbstaatliche Energieriese, der in Großbritannien Fuß fassen will, soll inzwischen mit RWE über einen Einstieg auf dem deutschen Markt verhandeln.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und mehrere Minister treffen sich am Mittwoch und Donnerstag in Tomsk mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Dabei wird die Energiepolitik eine wichtige Rolle spielen.
Im Fall der umstrittenen Kredit-Bürgschaft des Bundes für einen Zubringer der Ostsee-Pipeline liegt noch immer keine offizielle Absage von Gazprom vor. Das sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Gazprom hatte angekündigt, auf den Kredit von Deutscher Bank und KfW über eine Milliarde Euro verzichten zu wollen. Die Bürgschaft war in den letzten Tagen der rot-grünen Bundesregierung genehmigt worden.
Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) mahnte zur Besonnenheit. »Ich gehe davon aus, dass die russische Seite kein Interesse daran haben kann, die langfristigen Verträge nicht einzuhalten«, sagte er. Ende März hatten die Staats- und Regierungschefs der EU sich auf einen Ausbau der Partnerschaft mit dem wichtigsten Gaslieferanten Russland ausgesprochen. Regierungssprecher Wilhelm betonte, Ziel müsse es sein, einseitige Abhängigkeiten bei Energie-Importen zu vermeiden. Deutschland strebe einen ausgewogenen Energiemix an. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 22.04.2006