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Rote Karte für den Schildermacher

Unternehmer Werner Malich kämpft gegen die Bürokratie und Konkurrenz

Bielefeld (hz). »Man hat mir die rote Karte gezeigt«, sagt Schildermacher Werner Malich. Der 48-Jährige, der seit dem 15. Mai vergangenen Jahres gegenüber der Kfz-Zulassungsstelle an der Ecke Mindener-/Große-Kurfürsten-Straße einen mobilen Service für Autokennzeichen betreibt, darf nur noch bis zum nächsten Mittwoch bleiben.

Das städtische Bauamt hat eine Duldungsverfügung für Malichs Gewerbe widerrufen. Begründung: Das Prägemobil, mit dem der Kleinunternehmer morgens vor- und nachmittags wieder wegfährt, verstoße gegen die Bauordnung. Verkauft Malich trotzdem, droht ihm vom 27. April an täglich ein Zwangsgeld von 2000 Euro. »Ich habe aber Lust, weiterzumachen«, kündigt der 48-Jährige an, nicht aufgeben zu wollen.
Werner Malich aus Heepen ist ein Musterbeispiel für Eigeninitiative auf dem Arbeitsmarkt. Vor acht Jahren, als der Kaufmann seinen Arbeitsplatz verloren hatte, versuchte sich der zweifache Vater angesichts drohender Langzeitarbeitslosigkeit zunächst als freier Mitarbeiter beim Fernsehen.
Doch damit konnte er die Familie nicht ernähren. Malich kratzte 35 000 Euro für sein gelbes Schilderpräge- und Verkaufsmobil zusammen, wagte den Schritt in die Selbstständigkeit und mietete auf dem Parkplatz Mindener-/Ecke Große-Kurfürsten-Straße drei Stellflächen für seinen Mercedes Sprinter an. In Sichtweite zur Schildermacherkonkurrenz rund um die Kfz-Zulassungsstelle bot der Kleinunternehmer mit gültiger Gewerbekarte Autokennzeichen eigenen Angaben zufolge günstiger als die Mitbewerber an. Zunächst alleine, dann mit 400-Euro-Mitarbeiter Heinz Pardey (65).
Kaum hatte Malich seine Arbeit aufgenommen, ging der Ärger los. Erst gab es, berichtet der Schildermacher, Besuch vom Ordnungsamt unter anderem wegen des (falschen) Verdachtes auf Schwarzarbeit. Später sei er von einem Gebietsleiter der Konkurrenz offen bedroht worden. »Der sagte mir, "Wir machen Dich platt"«, erinnert sich der 48-Jährige.
Dann gab es für Malich Post vom Bauamt. Offenbar hatte sich die Konkurrenz bei der Stadt beschwert. Der Kleinunternehmer wurde gegen eine Gebühr von 396 Euro nur noch geduldet - und zwar bis Oktober 2006.
Dieser Termin ist nun auf den 26. April vorgezogen worden. Grund: Die Mitbewerber berufen sich auf den Verkaufswagen von Malich und sind - ganz legal - ebenfalls mobil geworden. In ihrem roten Kleintransporter an der Mindener Straße gibt's jedoch nichts außer einem Schild, das auf den Prägeservice im Haus nebenan verweist. Für das Bauamt heißt das trotzdem Anlass zum Eingreifen. Denn Malichs Duldungsverfügung wird vorzeitig widerrufen, »sobald weitere Nutzungen aufgenommen werden«, die dem Mobilgewerbe des 48-Jährigen gleichen.
Doch das ist, so Bauamtsleiter Wolfgang Goldbeck, noch nicht alles. Malichs Konkurrenz habe zudem die Aufsichtsbehörde der Stadt, den Regierungspräsidenten, eingeschaltet. Dieser habe nach juristischer Prüfung die Kommune gerügt, dass es für die Duldung des Kleinunternehmers keine rechtliche Grundlage gebe. Goldbeck: »Es geht uns nicht darum, die Mitbewerber vor Herrn Malich zu schützen. Aber der Fall liegt nicht alleine in unserer Hand.«

Artikel vom 21.04.2006