21.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Endlich wieder
mittendrin
statt nur dabei

Paderborn: Markus Krösches Aufstieg

Von Peter Klute
Paderborn (WB). Ein Schuss wie ein Strich, der Einschlag im Netz - und nur noch grenzenloser Jubel. Nach seinem 2:0 für den SC Paderborn 07 in Siegen überschritt Markus Krösche die Barriere und die Grenze des Erlaubten.

Schiedsrichter Christian Dingert kannte keine Gnade und bestrafte Krösches Ausflug an den Fanzaun regelkonform mit der vierten Gelben Karte. Bei der nächsten Verwarnung ist ein Spiel Sperre fällig, doch das war Krösche völlig egal. Das nächste Duell ist bekanntlich immer das wichtigste und wenn der SCP heute Abend im Hermann-Löns-Stadion den frischgebackenen Erstligisten Alemannia Aachen empfängt (Anstoß 19 Uhr), darf er dabei sein.
Seine überschäumende Freude über sein zweites Saisontor war mehr als verständlich. Zumal er kurz zuvor bereits eine große Möglichkeit vergeben hatte, als er freistehend an Masic gescheitert war. »Der erste Ball war schwieriger, weil ich aus der eigenen Hälfte los gelaufen bin und zu kaputt war. Ich wollte ihn rechts am Torwart vorbeischieben und habe den Ball nicht richtig getroffen«, blickte Krösche zurück. Beim zweiten (»Den treffe ich super«) machte er alles richtig.
Schwach angefangen, stark verbessert: Insgesamt zählte Krösche im Leimbachstadion zu den besten Paderbornern und seine Steigerung war symbolisch für die Mannschaft. »Markus hatte in der Anfangsphase Probleme mit Döring und Melkam. Aber er hat sich reingebissen und seine Leistung mit dem 2:0 gekrönt«, beurteilte Trainer Jos Luhukay seine Nummer 18. Die trägt Krösche, seit er im Sommer 2001, nach dem sofortigen Wiederaufstieg des SCP in die Regionalliga, von den Amateuren des SV Werder Bremen an die Pader gewechselt war, schon immer auf dem Rücken. Bis zu dieser Saison zählte die 18 aber fast immer zur ersten Elf. Mit 33 Einsätzen in der abgelaufenen Serie war der nach Thorsten Becker und Markus Bollmann dienstälteste Paderborner Feldspieler einer der Garanten für den Sprung in die 2. Liga. Eine Meniskus-Operation in der Vorbereitung sorgte dafür, dass Krösche seinen Stammplatz an Neuzugang David Fall verlor. Der spielte wie die Mannschaft gut, bildete mit Marcel Ndjeng das Traumpaar auf der rechten Seite. »Sie haben ein Gefühl füreinander«, erklärt Jos Luhukay.
Krösche musste Geduld haben und warten. Lange. Ganze vier Kurzeinsätze gab es für ihn in der Hinrunde und daran änderte sich bis zum 21. Spieltag nichts. Dennoch verlängerte er in der Winterpause seinen Vertrag um ein Jahr - und der Lohn folgte. In Ahlen wurde er zum fünften Mal eingewechselt. Dass seine persönliche Wende im Wersestadion begann, lag aber an seinem direkten Konkurrenten: Kurz vor Ende sah Fall Gelb-Rot. Gegen Rostock vertrat ihn Krösche und schoss bei seinem ersten Einsatz von Beginn an gleich ein Tor. Dennoch hätte er im folgenden Duell bei Greuther Fürth zurück auf die Bank gemusst. Doch Fall ereilte ein ähnliches Schicksal wie zuvor Krösche. Ein Haarriss setzte den Ex-Erfurter zwei Monate matt. Gegen Aachen steht er erstmals wieder im Kader und lobt seinen Vertreter: »Ich freue mich für Markus. Er macht einen guten Job.«
Krösche ist endlich wieder mittendrin statt nur dabei, absolvierte alle vergangenen neun Partien, acht davon von Beginn an, sieben über die volle Distanz. »Ein schönes Gefühl«, sagt der 25-Jährige. Der Aufsteiger der Rückrunde ist bescheiden, stellt keine Ansprüche. Dem heutigen Auftritt blickt er freudig entgegen: »Aachen und wir können frei aufspielen. Das wird ein schöner Fußballabend.«

Artikel vom 21.04.2006