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»Störfeuer von außen«

VfB Fichte empfängt Bochum - Wiens vor dem Abflug


Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Sven Moning räumt ein, dass der VfB Fichte nach dem Pokal-Knockout und dem 1:4 in Lippstadt »angeschlagen« ist. Ein Zustand zwischen Ohnmacht und Wut, der schon oft neue Kräfte freigesetzt hat und den kreativen Trainer des Oberliga-Schlusslichtes vor dem heutigen Nachholspiel gegen den VfL Bochum II (18.30 Uhr, Stadion Rußheide) zu Vergleichen mit dem Boxsport inspiriert. »Wir haben ein blaues Auge. Aber das haben wir uns schon am Anfang der Saison zugezogen. Danach sind uns ein paar technisch gute Runden gelungen. Jetzt geht's darum, nochmal alle Kräfte zu sammeln«.
Um die aktuelle Physis und Spielkultur des ausgedünnten Kaders ist es weit schlimmer bestellt als um Moral und Willenskraft. »Über die Psyche ist diese Mannschaft immer in der Lage, zwölf Runden zu gehen; mit fairen Mitteln«, weiß Moning um diese Tugend seiner Crew, die allerdings »von außen« torpediert werde. »Meine größte Aufgabe ist es zurzeit, die niedergeschlagene Mannschaft davon zu überzeugen, nicht an die Kritik zu glauben, die von außen reingetragen wird«, spricht der Trainer von »Störfeuern« und »negativer Suggestion«, deren Auswirkungen bereits in der ersten Halbzeit in Lippstadt zu spüren gewesen seien.
Es ist inzwischen hinlänglich bekannt, dass der VfB Fichte Langzeit-Ausfälle von unverzichtbaren Spielgestaltern wie Jens Reitemeier und André Möller, von Christopher Gliniars und nun auch Robert Mainka nicht gleichwertig ersetzen kann. Als kleiner Hoffnungsschimmer bahnt sich die Rückkehr von Torsten Meier (Muskelfaserriss) an. »Es ist ein Risiko. Der Spieler soll in sich hineinhorchen und selbst entscheiden. Wenn er mich anstrahlt, spielt er auch auf der linken Bahn«, sagt Moning. Dann erhält der Bankangestellte den Auftrag, den Gegner »so zu behandeln wie einen Kunden, der keinen Kredit mehr bekommt«. So einer wäre allemal ein Zugewinn für die erschöpfte Mannschaft.
»Ich würde Leuten wie Janis Theermann gerne mal eine Ver-schnaufpause gönnen. Aber es geht nicht«, bedauert Moning und hofft, dass sich der hohe Verschleiß nicht mit Verspätung rächt. »Der richtige Endspurt geht erst nach dem Erkenschwick-Spiel los. Dann werden die Karten nochmal neu gemischt«. Tobias Wiens steht dem VfB Fichte bloß noch heute und am Sonntag gegen Borussia Dortmund II zur Verfügung, dann zieht es ihn nach Los Sngeles in die USA - der Nächste auf der Verlustliste.
Dass der verunsicherte Tabellensechste VfL Bochum II, kommissarisch betreut von Jürgen Heipertz, mit 0:3 bei Schalke 04 unterlag, passt Sven Moning nicht in den Kram. »Bochum ist genauso angeschlagen wie wir. Ein gesättigter Gegner wäre mir lieber gewesen. Aber die A 2 kann ja lang werden«. Die Aufgabe im Stadion Rußheide ist für die Gäste das erste von drei Auswärtsspielen in Folge. Moning, der noch »fünf Siege« herbeschwört, über die Enge im Tabellenkeller: »Wenn wir gewinnen, stehen wir fast auf einem Nichtabstiegsplatz. Das ist das Verrückte an dieser Liga«.

Artikel vom 20.04.2006