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Herzinfarkt kam
im USA-Urlaub

ADAC fliegt 14 000 Patienten zurück

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Bis der Herzinfarkt kam, war der USA-Urlaub wunderschön. »Unter der Dusche wurde mir übel«, erinnert sich Ingried Meinhold aus Bielefeld an den Morgen des 16. Juni 2005. Im Haus ihrer Bekannten Irena Kohn im kalifornischen Long Beach brach sie zusammen.

Ein Notarzt brachte sie ins Krankenhaus, einen Tag später wurde Ingrid Meinhold in eine andere Klinik verlegt. Sechs Tage lang lag die Frau auf der Intensivstation. Als sie wieder klar denken konnte, überdeckte der bange Gedanke »Wer soll das bezahlen?« ihren Wunsch, nach Hause zu dürfen. Am Ende bezahlte der ADAC die Behandlung in den USA und den Rückflug nach Deutschland.
Ingried Meinhold ist eine von 14 000 Patientinnen und Patienten, die im vergangenen Jahr im Ausland versorgt und in die Heimt zurückgebracht wurden. »Wir kümmern uns nicht nur um die Automobile der Menschen, sondern auch um die Menschen in den Automobilen«, betont der Vorsitzende des ADAC OWL, Wolf-Otto Weitekamp. Die Gelben Engel sitzen auch in Flugzeugen: Fünf Jets gehören zur ADAC-Flotte. Sie werden immer häufiger gebraucht, denn 2004 hatten »nur« 13 108 erkrankte oder verletzte Urlauber zurückgeflogen werden müssen. In den meisten Fällen gingen Herzinfarkte und Schlaganfälle voraus. »Die Luftrettung wird immer wichtiger, denn die Menschen sind reiselustiger und mobiler als früher«, erklärt der Sprecher des heimischen ADAC, Ralf Collatz. 290 000 der 15,5 Millionen Mitglieder kommen aus Ostwestfalen-Lippe.
Auch bundesweit meldet der ADAC mit Blick auf 33 940 Einsätze in der Luft einen neuen Rekord. Die im Ausland in Not geratenen Mitglieder mit Schutzbrief lässt die Organisation nicht nur in den eigenen Jets ausfliegen, sondern besorgt ihnen auch Plätze in Linienmaschinen.
So wie im Fall von Ingried Meinhold: Obwohl der Blick aus dem Krankenhausbett auf die Palmen im Mondschein »bezaubernd« gewesen sei, wollte sie möglichst schnell nach Bielefeld. »Ein Arzt aus Deutschland holte mich und meinen Mann Karl ab, saß bei dem neunstündigen Flug von Los Angeles hinter mir und betreute mich bis Heepen«, erzählt die 66-Jährige. Nach der Zwischenlandung in Frankfurt ging's weiter durch die Luft nach Hannover und anschließend mit dem Taxi nach Bielefeld.
Der Herzinfarkt hatte dafür gesorgt, dass aus 14 Tagen USA vier Wochen geworden waren. Finanziell blieb das dicke Ende aus. »Die Krankheit hat uns keinen Cent gekostet«, sagt Ingried Meinhold, die die Gesamtkosten für Erstversorgung, medikamentöse Behandlung und Rückflug auf 50 000 Euro schätzt.

Artikel vom 24.04.2006