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Gassigehen mit Reinheitsgebot

Hundestation soll Herrchen helfen, Verunreinigung sofort zu beseitigen

Bielefeld (bp). »Es ist ein Versuch.« Klaus Kugler-Schuckmann, Werkleiter des städtischen Umweltbetriebes, hofft auf Erfolg, ist aber nicht übermäßig optimistisch. Finanziell unterstützt von den Städtischen Kliniken, soll versucht werden, Hundehalter zur Reinlichkeit - und zur Einhaltung der Vorschriften - anzuhalten: durch zwei so genannte Hundestationen im Mildred-Scheel-Park rund um das Klinikum Mitte.

Eine Hundestation ist eine Art Automat, aus dem sich Herrchen und Frauchen kostenlos Papiertüte samt Pappe ziehen können, wenn der Vierbeiner sein Geschäft erledigt hat. Denn das ist nicht nur mitten auf dem Gehweg oder gar auf dem Kinderspielplatz verboten, sondern auch in Grünanlagen. Die Ordnungsbehördliche Verordnung der Stadt Bielefeld schreibt ein Verwarngeld vor, denn die tierische Hinterlassenschaft ist (auch auf den beiden offiziellen Hundeauslaufflächen) »umgehend vom Hundeführer zu beseitigen«. Volker Voß vom Ordnungsamt benennt die Höhe des Bußgeldes: »Wer den Hundekot sofort wegräumt, wenn er - oder genauer: sein Vierbeiner - erwischt wird, zahlt 20 Euro, wer sich weigert, bekommt einen Bescheid über 75 Euro plus 20 Euro Gebühren, dazu Zustellkosten.« Voß hält die Beseitigung der tierischen Hinterlassenschaft eigentlich für selbstverständlich: »Ich glaube, dass dem jeder zustimmt, der schon mal da hineingetreten ist . . .« Im Sommer plane das Ordnungsamt erneut Schwerpunktkontrollen - auch, so Voß, um wieder einmal über die Vorschriften aufzuklären.
Klaus Kugler-Schuckmann erinnert daran, dass die Stadt bereits vor Jahren einen - erfolglosen - Versuch unternommen hat, ein »Hunde-Klo« im Ostpark anzulegen. Kugler-Schuckmann, selbst Hundebesitzer: »Das wurde nicht angenommen, Hunde gehen nicht auf Flächen, die Artgenossen ebenfalls benutzen.«
Die »Hundestation« müsse jetzt nicht die Vierbeiner, sondern die Besitzer überzeugen, und Kugler-Schuckmann ist nicht sicher, dass das einfacher ist: »Es ist bestimmt nicht jedermanns Sache, den Hundekot wegzuräumen - trotz der Hilfsmittel.« Bedenken hat er auch, dass die »Hundestationen« beschädigt, zerstört und mutwillig geleert werden könnten. »Herford hat schlechte Erfahrungen gemacht, auf den Nordseeinseln dagegen klappt es prima.«
Der Mildred-Scheel-Park sei ein »überschaubarer Bereich«; die Klinik, ohne die die Anschaffung der Stationen (1000 Euro inklusive regelmäßiger Befüllung) nicht möglich wäre, wünscht sich »mehr Hygiene« in der Grünanlage.
Das wünschen sich auch die städtischen Gärtner. Kugler-Schuckmann weiß: »Beim Rasenmähen und beim Reinigen der Beete gibt es häufig ekelhafte Erfahrungen.«
Sollte es mit den Hundestationen klappen, dann sei es denkbar, mehr Parks damit auszustatten. An den Eingängen zum Klinik-Park machen Schilder Hundehalter ausdrücklich auf die Leinenpflicht aufmerksam - und darauf, »durch den Hund entstandene Verunreinigungen unverzüglich zu beseitigen«.

Artikel vom 19.04.2006