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Bürokratieabbau geht
»auf Kosten der Natur«

Umweltschützer: OWL Marketing GmbH hintergeht uns


Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Nachdem die Gewerkschaften die OWL Marketing GmbH bereits verlassen haben, erwägen nun auch die Naturschützer den Ausstieg. »Dieser Wirtschaftsverein spricht nicht mehr für die Menschen in der Region«, kritisierte gestern der Sprecher der Bezirkskonferenz Naturschutz OWL, Karsten Otte. »Unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus« betätige sich die OWL Marketing GmbH, ein Zusammenschluss von Landräten und 100 Unternehmen, gegenüber der Landesregierung als »Stichwortgeber für die Demontage des Naturschutzes«.
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) habe Vorschläge zur Reform der Umweltverwaltung erhalten, die mit den Naturschutzverbänden im Fachbeirat der OWL-Marketing nicht abgestimmt worden seien, sagte Otte und sprach von einem »eklatanten Vertrauensbruch«. Die Abschaffung der Landschaftsbeiräte auf Landes- und Bezirksebene sowie der Höheren Landschaftsbehörde in Detmold beschneide die Mitwirkungsrechte amtlicher und ehrenamtlicher Naturschützer, kritisierte der Vorsitzende der Stiftung für die Natur Ravensberg, Dietmar Stratenwerth. Gleichzeitig kürze die Landesregierung: Die Ausgaben für Naturschutz im laufenden Jahr seien um 20 Prozent (5 Millionen Euro) reduziert, die für Straßenbau aber um 5 Prozent angehoben worden. Otte ergänzte: »Die Rede ist von weiteren 30 Prozent weniger für die Biologischen Stationen. Einige würden das nicht überleben.« In NRW gibt es 40 Biologische Stationen, 8 in OWL. 20 000 organisierte Naturschützer setzen sich im Regierungsbezirk Detmold für die Umwelt ein.
Nach Überzeugung des Verfassers der Denkschrift »Steinbruch Naturschutz«, Martin Enderle, bevorzugen die Landesregierung und die OWL-Marketing die Nutzer der Natur, wie die Landwirte, gegenüber den Schützern. Ministerpräsident Rüttgers betreibe »Symbolpolitik«: Er rufe das Programm »100 neue Alleen« ins Leben, aber gleichzeitig erlaube das Landschaftsgesetz des Umweltministers das Fällen von Bäumen auf Straßenbanketten, weil dies kein Eingriff in die Natur sei.

Artikel vom 20.04.2006