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Ebenso sachkundig wie hintergründig

Dr. Werner Generotzky starb im Alter von 68 Jahren

Bielefeld (WB/in). Große Auftritte sind nie nach seinem Geschmack gewesen. In diesem Punkt war er ganz Ostwestfale. Schon gar nicht mochte er große Abschiede. Da ging er lieber »stickum«.
Auch sein letzter Abschied vollzog sich leise, wenngleich über drei Jahre. So lange kämpfte Dr. Werner Generotzky mit den schlimmen Folgen einer Gehirnblutung, die ihn 2003 auf seiner Lieblingsurlaubsinsel Amrum ereilt hatte. Am Ostersamstag starb er im Alter von kaum 68 Jahren im Bielefelder Alten- und Pflegeheim Laurentius.
Zwei volle Jahrzehnte, von 1980 bis 2000, führte Werner Generotzky das Wirtschaftsressort. Seine Artikel, mit dem Markenzeichen »ge« gekennzeichnet, waren so sachkundig wie seine Kommentare oft hintergründig. Kein Wunder: Er liebte die Sprache, verstand sich auf ihren Umgang, spielte auch gern mit ihr.
Ebenso liebte er sein Fachgebiet, die Wirtschaft. Ganz besonders lag ihm dabei der Mittelstand am Herzen. Das spürten die Leser. Dafür wurde Werner Generotzky unter anderem mit der zweithöchsten Auszeichnung des ostwestfälisch-lippischen Handwerks, der Silbernen Ehrennadel, geehrt.
Geboren am Vorabend des Zweiten Weltkrieges absolvierte Werner Generotzky seine Schulbildung in Bielefeld in schwieriger Zeit. Nach dem Abitur studierte er zunächst von 1959 bis 1964 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Münster, anschließend bis 1969 Staatswissenschaften in Wien. Das zweite Studium beendete er mit der Promotion.
Zurück in Bielefeld trat Generotzky in die Presse- und Informationsabteilung der damaligen Anker-Werke ein. Zu den »Ankerianern« hielt er ebenso wie seine Ehefrau Marlene auch nach der Insolvenz des Konzerns Mitte der siebziger Jahre weiter besonderen Kontakt. Er selbst wechselte zur Bielefelder Verlagsanstalt (BVA), zeichnete dort für Fachzeitschriften im Automobilbereich verantwortlich. Von hier wechselte Anfang 1980 in die WESTFALEN-BLATT-Zentralredaktion in Bielefeld.
Die vergangenen fast drei Jahre boten, so sollte man meinen, ausreichend Zeit, um sich an das Nichtmehrhiersein eines Menschen zu gewöhnen. Doch die Kolleginnen und Kollegen beim WESTFALEN-BLATT haben dies nicht geschafft. Bis heute war er gegenwärtig, etwa bei Bemerkungen wie diesen: »Wenn ÝGeneroÜ das wüsste« oder »Den Kommentar von Werner dazu könnte ich mir gut vorstellen«. Das wird si- cher auch jetzt, da er nach langer Leidenszeit wirklich gegangen ist, noch lange so bleiben.

Artikel vom 19.04.2006