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Das Ziel heißt Drinbleiben

Bochum repariert zum fünften Mal den Betriebsunfall

Aachen (dpa). Sekunden nach dem Abpfiff gab es die ersten Sektfontänen, dazu die obligatorischen Bierduschen aus überdimensionalen Gläsern.

Die Fischer-Chöre wären vor Neid erblasst, als 20 632 Enthusiasten in Schwarz-Gelb und Blau-Weiß den Aufstiegs-Evergreen »Nie mehr zweite Liga« anstimmten. Freudetrunken und weithin vernehmbar ließen es Fußballprofis und Fans von Alemannia Aachen und des VfL Bochum alle wissen: Bundesliga, wir kommen.
Aachen musste 36 Jahre auf den Aufstieg warten, der VfL reparierte mit dem 2:0 am Tivoli den Betriebsunfall des fünften Abstiegs zum fünften Mal umgehend. »Wenn hier die Post abgeht, kann ich auch mal die Sau raus lassen«, schloss sich der sonst so schweizerisch-sachliche Bochumer Chefcoach Marcel Koller dem Jubel an.
Bei der Ankunft in Bochum, eine Stunde nach Mitternacht, gab es keinen großen Bahnhof. Die Mannschaft feierte im Restaurant »Tierparks«, auf Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt hatte die Polizei zurecht verzichtet: Nach Aufstieg Nummer fünf gab es kein lautes Auto-Corso mehr.
»Jetzt geht die Arbeit los. Wir müssen im Rahmen unseres Etats Leute finden, die zu uns passen«, nannte Bochums neuer Manager Stefan Kuntz die wichtigste Aufgabe. Und Koller war sich mit seinem Aachener Kollegen Dieter Hecking einig: »Drinbleiben. Wir in Bochum müssen dieses Auf und Ab stoppen.« Der VfL will sich wieder den Nimbus der einst »Unabsteigbaren« erarbeiten.
Dariusz Wosz, der den vierten Aufstieg miterlebte, erinnerte sich in der Stunde des Sieges an die schlimmen Zeiten des Jahres 2005, als aus dem UEFA-Cup-Starter Bochum ein Absteiger wurde: »Der letzte Abstieg war bitter, wir hatten viel zu schlucken.« Jetzt wollen sie »endlich mal ein paar Jahre drin bleiben«. Koller muss dabei ohne den 36-jährigen Wosz planen, der an sein Karriereende denkt: »Für die zweite Liga würde es noch reichen.«
Rund um das Ruhrstadion wollen sie keine grundlegenden Veränderungen, der VfL soll als eigenständige Marke die Bundesliga so erfrischen wie 2004 unter Trainer Peter Neururer. Damals wurde der Club von der Castroper Straße »Reviermeister« und ließ als Bundesliga-Fünfter die Konkurrenz aus Dortmund und Schalke hinter sich. Der Ex-Armine Christoph Dabrowski von Hannover 96 ist bereits verpflichtet, weitere Kandidaten sind die Berliner Oliver Schröder und Thorben Marx.

Artikel vom 19.04.2006