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Die Avantgarde im Sinn

Rollballpaar Sindelar und Uridil (4)


Der Fußball fasziniert auch Künstler. In loser Folge präsentieren wir eine kleine »Galerie der Kickerbilder«, heute das vierte Werk: Tone Fink (61; Österreich): Rollballpaar Sindelar und Uridil (2005)
Die Skizze zu einer Installation zeigt zwei große Bälle, die unentwegt durch die Ausstellung »Rundlederwelten« (Berlin) rollten. Die von azentrischen Gewichten in ihrem Innern angetriebenen Lederbälle sind namentlich zwei Avantgardisten des europäischen Fußballs zwischen den Weltkriegen gewidmet. Tiefenpsychologische Idee hinter der Arbeit: Tone Fink glaubt, spielende Kinder sähen ganz unmittelbar - ohne Umweg über den Intellekt -Ê einen Ball sich wirklich bewegen, während Erwachsene intellektuell erfassten, dass runde Gegenstände, einmal angestoßen, auf glatten Flächen unbedingt rollen müssten - und so sagen sie denn »der Ball rollt«, derweil ihre Augen die vom Verstand aufgestellte Vorhersage zu beweisen suchten. Verballhornung ist nicht beabsichtigt, aber in der Schau im Martin-Gropius-Bau waren balladeske Rollgeräusche zu vernehmen. »Seht ihr die Bälle dort gehen?/Sie sind nur unscharf zu sehen/und sind doch rund und schön«, dichtete der Künstler, ein bekanntes Abendliedied von Matthias Claudius aufgreifend.
Tone Fink stellt vor allem in Österreich aus.

Artikel vom 20.04.2006