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Benzinpreis steigt weiter

Sorge über Lieferengpässe - keine Entspannung auf dem Ölmarkt

Hamburg/Teheran (Reuters/dpa). Beim Ölpreis ist keine Entspannung in Sicht. Experten rechnen damit, dass an den deutschen Zapfsäulen schon bald ein Preis von 1,50 Euro je Liter verlangt wird.

Benzin und Diesel sind gestern um drei Cent je Liter teurer geworden. Für einen Liter Superbenzin mussten die Autofahrer nach der Erhöhung im bundesweiten Durchschnitt 1,38 Euro bezahlen, teilte der Marktführer Aral in Bochum mit. Diesel kostete 1,17 Euro je Liter und damit fast so viel wie im vergangenen September, als der Hurrikan »Katrina« für Rekordstände sorgte.
Grund für die Preisanhebung seien die hohen Preise auf dem Rotterdamer Ölmarkt, die sich von Dienstag auf Mittwoch um 20 Dollar je Tonne verteuert hätten. Eine Tonne Benzin kostet dort inzwischen 717 Dollar; vor einer Woche waren es noch 676 Dollar. Auch beim Preis für das Rohöl ist keine Entspannung in Sicht. Zwar legten die Rohölpreise gestern auf ihrem Weg nach oben eine kleine Pause ein, verharrten aber auf außerordentlich hohem Niveau.
Die Nordsee-Sorte Brent kostete am Nachmittag 73,61 Dollar je Barrel (159 Liter), das waren zwölf Cent weniger als am Tag zuvor. Die US-Sorte WTI gab um sieben Cent auf 72,10 Cent je Barrel nach.
Allgemein erwartet der Markt wegen der unruhigen weltpolitischen Lage und der Sorge um Lieferengpässe weiter steigende Preise. Die Deka-Bank verweist zudem auf sinkende Lagerbestände für Benzin in den USA, was den Preisdruck weiter erhöhe. Die Raffinerien in Europa arbeiten auf Hochtouren, um die Nachfrage zu befriedigen, die zusätzlich aus den USA auf den europäischen Markt kommt. Die deutschen Raffinerien waren im vergangenen Jahr zu mehr als 99 Prozent ausgelastet und haben dabei gut verdient.
Frankreich forderte die Industrieländer gestern auf, den Energieverbrauch zu drosseln und so einen Rückgang der Ölpreise zu bewirken. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad sagte dagegen, dass der gegenwärtige Preis noch nicht den wahren Wert des Rohstoffs widerspiegele. Der Iran ist weltweit der viertgrößte Erdölproduzent. Er sagte aber nicht, bei welchem Preis dieser Wert erreicht wäre.
Ahmadinedschad sprach sich dagegen aus, dass die Industriestaaten von einem nicht angemessenen Preis profitierten. Dabei verwies er auf die Tatsache, dass Öl für die jeweiligen Staaten, die es besitzen, einen wichtigen Teil des Volksvermögens darstelle.
Der Preis dürfe nicht gesenkt werden, weil sich dies für Entwicklungsländern als schädlich herausstellen werde »und es den Weltmächten erlauben würde, am meisten davon zu profitieren«. Zudem kritisierte der Präsident, »dass die Produkte, die aus Rohöl gewonnen werden, um das Zehnfache teurer sind als Öl, das von den Produzenten verkauft wird.
Angesichts der drastisch gestiegenen Öl- und Gaspreise kann der Einsatz erneuerbarer Energien nach Einschätzung der Heizungsindustrie den Geldbeutel der Verbraucher wieder deutlich entlasten. Durch die Kombination von Öl- und Gaskesseln mit Wärmepumpen, Solaranlagen und Holzheizungen könnte bis zu 40 Prozent des Energieverbrauchs gespart werden, teilte der Bundesindustrieverband Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) mit.

Artikel vom 21.04.2006