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Kunst mit Kinderaugen
nicht nur am Muttertag

Acht- bis Zwölfjährige führen im Museum Erwachsene

Bielefeld (bp). »Wieviel verdient die Künstlerin daran?« Die »Großen« sind an Fakten interessiert, die »Kleinen« vergleichen das, was sie sehen, mit der eigenen Familie. Kunst mit Kinderaugen sehen, das können Erwachsenen vom 14. Mai an jeweils sonntags in der Ausstellung »Louise Bourgeois. La famille« in der Kunsthalle.

Kunsthallen-Mitarbeiter Daniel Neugebauer suchte Mädchen und Jungen zwischen acht und zwölf Jahren, die sich - jeweils zu viert - trauen, Erwachsene mit den Exponaten vertraut zu machen. Neun Kinder fanden sich - und sind bereit, sich im Vorfeld »schulen« zu lassen. Dem Team gehören an Regina Wiedemann (11), Anne Bittner (11), Nicolas Scholz (12), Kaspar Reinhardt (11), Arne Dohrmann (9), Valentin Kellein (8), Luis Renken (8) und die Zwillinge Jalma und Zoe Fiolka. Sieben Termine hat Neugebauer angeboten, an denen sich die Kinder trafen und auch noch im Mai treffen können, um eine eigene fundierte Meinung über die Ausstellung aufzubauen. Neugebauer: »Die Älteren fordern Fakten ein, wollen wissen, wieviele Exponate zu sehen sind, was ein einem Bild, einer Skulptur denn nun das Besondere ist.« Die Jüngeren dagegen würden die Objekte und Bilder entweder auf ihre eigene Familie beziehen oder einfach darüber lachen. Neugebauer: »Die Acht-, Neunjährigen haben oft einen intuitiven Zugang zu den Arbeiten, nehmen auf Anhieb wahr, was die Künstlerin ausdrücken wollte.«
Eines steht für Neugebauer schon fest: »Was an der Kunst schwer verständlich wirkt, machen die Mädchen und Jungen Dank ihrer kindlichen Neugier und Fragelust klar und einleuchtend.« Erwachsene könnten sich von den Kindern die Augen öffnen lassen und dabei ihr eigenes Kunstverständnis erweitern: »Die Kinder kommen nämlich auf Sachen, an die denkt man als Erwachsener gar nicht.«
Wert gelegt habe man darauf, dass die Kinder zumindest eines der anderen Kinder kennen. Neugebauer: »Die haben nämlich Bammel vor ihrem ersten Einsatz.« Der ist nicht zufällig am Muttertag. Die Kunsthalle möchte eine Alternative bieten zum »immer lieb sein« und »Mutter das Frühstück ans Bett bringen«. An diesem 14. Mai finden deshalb zwei Führungen um 11.30 und 15.30 Uhr statt, danach sonntags jeweils um 15.30 Uhr - solange wie die Bourgois-Ausstellung, die bislang 9500 Besucher gesehen haben, dauert. Anmeldung unter Telefon 0521/3299950-19.

Artikel vom 19.04.2006