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Nehm übernimmt
die Ermittlungen

Nach rassistischem Mordversuch

Potsdam (dpa). Nach dem rassistischen Mordversuch an einem Deutschen äthiopischer Herkunft in Potsdam hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen.Kay Nehm: Innere Sicherheit beeinträchtigt.

Ein Sprecher der Behörde sagte gestern in Karlsruhe, Generalbundesanwalt Kay Nehm gehe es um den Verdacht einer Beeinträchtigung der inneren Sicherheit. Der am frühen Sonntagmorgen bei dem Überfall verletzte 37-jährige Mann schwebt nach wie vor in Lebensgefahr. Seit der Attacke liege er im künstlichen Koma auf der Intensivstation, teilte das Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann mit. Von den Tätern fehlte vorerst jede Spur.
Der aus Äthiopien stammende Mann mit deutschem Pass war an einer Straßenbahnhaltestelle am Bahnhof Charlottenhof von vermutlich zwei Tätern brutal zusammengeschlagen worden. Dabei erlitt er ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und trug Verletzungen am Brustkorb und linken Auge davon.
Der Überfall hatte laut Polizei ein fremdenfeindliches Motiv. Die Ermittlungen gingen aber in alle Richtungen. Generalbundesanwalt Nehm habe das Polizeipräsidium Potsdam beauftragt, die weiteren Ermittlungen in seinem Namen zu führen.
Der Ingenieur für Wasserbau hatte noch kurz vor dem Überfall seine Frau per Handy angerufen, das danach eingeschaltet blieb, so dass ein Teil des Gesprächs mit den Tätern auf der Mailbox der Frau aufgezeichnet wurde. Dort ist unter anderem zu hören, wie die Angreifer ihr Opfer als »dreckigen Nigger« bezeichnen. Einer der beiden Täter könnte eine Frau gewesen sein. Das aufgezeichnete Gespräch soll demnächst veröffentlicht werden.
Der 37-Jährige ist mit einer Potsdamerin verheiratet und hat zwei Kinder. Er arbeitete an seiner Doktorarbeit.

Artikel vom 19.04.2006